Eine Insel für den Knallkrebs

Übersee-Museum präsentiert seine Ozeanien-Baustelle. Es will bei den Haushaltsberatungen nicht vergessen werden

„Das ist die Antwort der Museen auf die Herausforderung Infotainment“

Die amerikanische Marine witterte in ihm schon angreifende japanische U-Boote. Dabei ist der Knallkrebs, dessen pulsierende Druckwellen die Echolote hinters Licht führten, gerademal kinderhandtellergroß. Demnächst hat er im Bremer Übersee-Museum seinen großen Auftritt.

Denn die Heimat des Knallkrebses ist die Inselwelt auf der gegenüberliegenden Seite des Erdballs. Und am Beispiel Ozeanien will Bremens größtes Museum erstmals vorführen, wie Universum, Botanika, Space-Center und Co. Paroli geboten werden kann. Naturkunde, Völkerkunde und Handelsgeschichte nicht mehr wie bisher getrennt, sondern miteinander verzahnt darzustellen – das sei „die Antwort der klassischen Museen auf die Herausforderung Infotainment“, sagt Museumsdirektorin Wiebke Ahrndt. Sie will damit bundesweit Maßstäbe setzen.

Noch schneiden Handwerker blaue Folien für den einer Seekarte nachempfundenen Fußboden zurecht, und der Chef-Präparator des Hauses baut in der Ecke kreidebestaubt am künftigen Korallenriff. Demnächst aber sollen auf den zwölf grünlackierten und im Saal verteilten Themen-Inseln die Exponate präsentiert werden, in einen szenischen Kontext gestellt. So ist das Leistenkrokodil aus Papua-Neuguinea biologisch interessant, weil sein Herz mit zunehmendem Alter immer stärker wird. Es beeinflusst aber auch das Leben der Inselbevölkerung, wie die Ausstellung zeigen wird: auf Pfählen errichtete Häuser etwa, die selbst bei Überschwemmungen krokodilsicher sind, und Biss-Tattoos zu Initiationszwecken.

Bis 2009, so die ambitionierten Pläne, soll alle zwei Jahre ein weiterer Kontinent neu präsentiert werden: Asien 2005, Afrika 2007, Amerika 2009. Als „beispielhafte Steilvorlage“ für Bremens Kulturhauptstadt-Bewerbung lobte deren Geschäftsführer und Chef der Bremen Marketing GmbH, Klaus Sondergeld, das Konzept. Das Übersee-Museum sei „einzigartig“, seine Bedeutung für Bremen von der angedachten Kunsthallen-Erweiterung unlängst zu Unrecht in den Schatten gestellt worden.

Sondergelds verbale Unterstützung hat ihren Grund. 27 Millionen Euro kostet allein die weitere Sanierung des Gebäudes, jede neudesignte Dauerausstellunge nochmals 1,5 Millionen Euro – Investitionen, die noch lange nicht gesichert sind. Das könnte den Zeitplan erheblich ins Rutschen bringen, warnt Direktorin Ahrndt: „Wenn wir 2004 nicht bauen, können wir 2005 nicht Asien eröffnen.“

Armin Simon