Erst zur Prüfung, danach zum Arbeitsamt

Immer mehr Jugendliche, die eine betriebliche Ausbildung beenden, melden sich arbeitslos. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt entspannte sich im September leicht. Erstmals in diesem Jahr weniger als 300.000 Arbeitslose

Die Lage auf dem Berliner Arbeitsmarkt hat sich im September leicht entspannt, eine Erholung ist aber noch lange nicht in Sicht. Diese erwarten Experten frühestens ab Mitte nächsten Jahres. Auch auf dem Ausbildungsstellenmarkt bleibt die Situation angespannt.

Erstmals in diesem Jahr sind in der Hauptstadt weniger als 300.000 Menschen arbeitslos gemeldet, teilte das Landesarbeitsamt gestern mit. Die genaue Zahl lag Ende September bei 299.813. Im August gab es noch 4.700 Arbeitslose mehr. Die Quote sank von 18,0 auf 17,7 Prozent. Im Jahresvergleich sind die Zahlen aber deutlich schlechter. Die Quote liegt um 0,7 Prozentpunkte höher als vor einem Jahr. Befürchtet wird, dass mit dem nahenden Winter die Arbeitslosenzahlen wieder steigen.

Positiv entwickeln sich nach Ansicht des Landesarbeitsamtes die Existenzgründungen. Knapp 5.000 Unternehmer wurden mit Überbrückungsgeld gefördert, rund 760 mehr als vor einem Jahr. Mittlerweile gibt es rund 4.400 Ich-AGs, das sind rund 670 mehr als im August. Die 41 Berliner Personal-Sevice-Agenturen (PSA) beschäftigten Ende September knapp 2.000 Berliner und Berlinerinnen.

Weiterhin angespannt ist die Lage auf dem Ausbildungsstellenmarkt. Ende September waren in Berlin noch knapp 4.000 Jugendliche ohne Ausbildungsplatz. Es standen nur 220 noch zu besetzende betriebliche Ausbildungsstellen zur Verfügung. Berlin finanziert mit Unterstützung des Bundes in diesem Jahr rund 3.000 zusätzliche Plätze in der so genannten Verbundausbildung, bei der Betriebe und Ausbildungsträger zusammenarbeiten. 2.200 Plätze gibt es in der so genannten Modularen Dualen Qualifizierungsmaßnahme für Jugendliche, die keinen für eine Berufsausbildung ausreichenden Schulabschluss besitzen.

Allerdings wird auch die Situation für junge Erwachsene, die in einem Betrieb ausgelernt haben, immer schwieriger. Etwa jeder Sechste, der eine betriebliche Berufsausbildung abgeschlossen hat, meldete sich im Anschluss arbeitslos. Das entspricht einer Zunahme von über 36 Prozent.

Für Wirtschaftssenator Harald Wolf (PDS) bestätigen die Septemberzahlen eine Konjunkturumfrage der IHK, nach der die Wirtschaft auch in Berlin wieder aus dem Tief herauskomme. „Die reale Wirtschaftslage ist offenbar besser als die Stimmung.“ Die Lage bleibe aber angespannt, weil „die wirtschaftliche Erholung noch nicht voll auf die Beschäftigung durchschlägt“.

RICHARD ROTHER