Sicherheitsstufe eins im Landgericht

Heute beginnt der Prozess gegen den Libanesen Yassin Ali-K. Bei der Festnahme hat er einen SEK-Beamten erschossen

Er hat sofort das Feuer eröffnet, an diesem Nachmittag des 23. April 2003. Die SEK-Beamten waren gerade durch die Wohnungstür gestürmt, da hat er geschossen. Mit einer Pistole, die er ein paar Tage zuvor einem Gegner abgenommen hatte – bei einer Messerstecherei. Deswegen war das SEK angerückt, es wollte ihn verhaften. Ganz vorne stürmte der SEK-Beamte Roland Krüger. Trotz Helm und Schutzschild trafen ihn die Schüsse in den Kopf. Wenige Stunden später war er tot. Er hinterließ seine Lebensgefährtin und die gemeinsame Tochter. Sie ist ein Jahr alt.

Gegen den Todeschützen Yassin Ali-K. beginnt heute vor dem Berlin Landgericht der Prozess. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 33-jährigen Libanesen Totschlag, gefährliche Körperverletzgung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und Verstoß gegen das Waffengesetz vor.

Yassin Ali-K. sagt, er habe trotz der Rufe nicht erkannt, dass es die Polizei gewesen ist, die in die Wohnung stürmte. Er sagt, er und seine Familie hatten Angst vor einer rivalisierenden Großfamilienbande. Deshalb sei es auch kein Mord, sondern Notwehr gewesen.

Yassin Ali-K. ist vor Gericht kein Unbekannter. Die Großfamilie Ali-K. gehört zum kriminellen libanesisch-kurdischen Milieu. Sie ist in der Türsteherszene tätig. Türsteher kontrollieren die Geschäfte in Diskos – die illegalen wie Prostitution und Drogenhandel. Die Familie Ali-K. kontrolliert den Rudower „Jungle-Club“. Ein Geschäft, das die berüchtigte Familie Al-Z. gern übernommen hätte. Der Streit wurde mit Messern ausgetragen.

Das Gericht hat sehr strenge Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Ali-K. muss Hand- und Fußfesseln tragen, und wer als Zuschauer in den Saal will, darf „außer Kleidung“ keine Gegenstände mitnehmen. Sogar Schuhe werden untersucht. Der Richter rechnet mit einer „aufgeheizten“ Stimmung. JAN ROSENKRANZ