Messiasse der Gynäkologie

betr.: „Glaube, Pille, Hoffnung“, taz vom 26. 9. 03

Mich befällt bei der Feststellung, dass nun erst nach einer neuerlichen Studie von den Krebs erregenden Eigenschaften der Hormonersatztherapie Kenntnis genommen und vor ihnen gewarnt wird, große Wut. Schon vor 1975 war das Risiko in den USA bekannt, wurde aber mit viel Propaganda von Seiten der Pharmaindustrie und einer allzu willigen Ärzteschaft zur Durchsetzung der Ersatztherapie verschleiert und ignoriert.

Nach massiven Risikowarnungen gab die New York Times vom 5. Dezember 1975 Meinungen der überwiegend männlich besetzten Gynäkologenschaft wieder, nach denen sich alle Ärtze weigerten, ihre Behandlungspraxis zu ändern. In ihren Hirnen hatte sich nämlich festgesetzt, dass die Menopause eine Mangelkrankheit wie Diabetis wäre. Folglich wären die Frauen behandlungsbedürftig, am besten bis zu ihrem Tod.

Von 18.000 Frauen, die pro Jahr in Deutschland an den Folgen der Brustkrebserkrankung sterben, gehen gut 3.000 auf das Konto dieser Behauptung. Seit 1975 sind demnach nur bei uns 70.000 bis 81.000 Frauen von den Messiassen der Gynäkologie, ihren Zulieferern in der Pharmazie und auch den Verantwortlichen im Bundesamt für Arzeinmittel und Medizinprodukte sehenden Auges in einen nicht leichten Tod geschickt worden. Übrigens, auch die Pille zur Verhütung hat nicht nur zur Unkenntnis der eigenen Sexualität bei Frauen geführt, sondern auch zu einer erheblichen Steigerung der Gefahr von Schlaganfällen. Wer warnt die jungen Frauen davor? GUDRUN NOSITSCHKA, Mechernich