Superbadewanne frisst die Uferböschung

Peinliche Panne am Tag vor der geplanten Einweihung der größten Kanalbrücke bei Magdeburg über die Elbe

BERLIN taz ■ „Superbadewanne“, „Stahlkoloss“, „ingenieurtechnisches Meisterwerk“ – bevor Europas größte Kanalbrücke offiziell eingeweiht wird, stehen die Superlative bereits fest. In der Tat bietet die 918 Meter lange Brücke nahe Magdeburg einen imposanten Anblick. 24.000 Tonnen Stahl und 68.000 Kubikmeter Beton wurden verbaut, das eine halbe Milliarde Euro teure Bauwerk wölbt sich unweit der Autobahn A 2 über das Elbtal. 132.000 Tonnen Wasser befinden sich im Trog – der als Komplettierung der wichtigsten Ost-West-Transitstrecke der Binnenschifffart gilt. Damit ließen sich eine halbe Million Badewannen füllen.

Ob das Bauwerk allerdings heute wie geplant eingeweiht werden kann, blieb nach einer schweren Panne am Donnerstag offen. An einer Schleuse zerplatzte aus unerfindlichen Gründen eine Druckwasserleitung. Dadurch rutschten Teile der Uferböschung in ein Kanalbecken und rissen eine Straße mit in die Tiefe. Menschen kamen nicht zu Schaden. Die Schleuse wurde zunächst gesperrt.

Bereits 1919 hatte es Brückenbaupläne gegeben: für den Mittellandkanal (nach Wolfsburg) im Westen, den Elbe-Havel-Kanal (nach Berlin) im Osten. 1934 begann dann tatsächlich ihr Bau, der allerdings kriegsbedingt 1942 eingestellt wurde. Den Binnenschiffern blieb nichts anderes übrig, als einen 12 Kilometer langen, schleusenreichen Umweg über die Elbe zu fahren. „Damit ist nun Schluss, wir gewinnen mindestens zwei Stunden Zeit“, freut sich Dietmar Rehmann, Chef der Deutschen Binnenreederei. Vor allem aber sind die Frachtkähne nun nicht mehr vom Wasserstand der launischen Elbe abhängig.

Auch die Schifffahrtsdirektion Ost rechnet mit Zuwachs der Tonnage auf der Ost-West-Strecke – von Polen bis ins Ruhrgebiet. Wurden über diese Strecke im vergangenen Jahr knapp 4 Millionen Tonnen befördert, so geben Prognosen für 2015 bis zu 7 Millionen Tonnen an.

Kritiker bezweifeln die Prognose. „Das ganze Projekt ist überdimensioniert“, sagt etwa Winfried Lücking, Flussexperte vom BUND. Dabei haben die Umweltschützer gegen die Brücke selbst nichts einzuwenden. Sturm laufen sie gegen das 2,3 Milliarden schwere „Projekt Deutsche Einheit Nummer 17“ – in dem die Brücke nur ein Puzzlestein ist. Bis 2008 nämlich soll die Wasserstraße so ausgebaut werden, dass 110 Meter lange Schiffe Berlin ansteuern können. Die Umweltschützer fürchten um die charakteristischen Schilflandschaften an den Havelufern. Die Strecke soll auf 4 Meter Wassertiefe und 42 Meter Breite ausgebaggert werden. NICK REIMER

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