Deckel wäre klüger

Fakten zum Fahrradhelm: Wer oben ohne fährt, riskiert Kopf und Kragen – und das sind die meisten

Die Zahlen sprechen für sich: Das Tragen eines Helms reduziert beim Fahrradfahren das Risiko von Kopfverletzungen um 85 Prozent, von Gehirnverletzungen sogar um 88 Prozent. Das ist das Ergebnis einer Emnid-Studie, in Auftrag gegeben von der Betriebskrankenkasse ktpBKK und dem Fahrradzubehör-Hersteller Abus. Gleichzeitig wurde bestätigt, dass deutsche Radfahrer die schützende Halbschale nicht mögen: Mindestens 77 Prozent fahren oben ohne.

Von den 2.001 befragten Fahrradfahrern über 14 Jahren tragen lediglich 7 Prozent immer einen Helm. Weitere 6 Prozent gaben an, den Helm bei besonderen Gelegenheiten aufzusetzen, etwa beim Mountainbiking. Die restlichen 10 Prozent der Befragten machten keine Angaben. Auch die Unfallauswertungen sind unangenehm beeindruckend: Von allen Verletzungen, die Fahrradfahrer erleiden, nehmen Kopfverletzungen mit 37 Prozent die erste Position ein. Nach einer Studie des Universitätsklinikums Graz enden 70 Prozent dieser Verletzungen tödlich. Kopfverletzungen sind im Übrigen die weitaus häufigste Ursache für Dauerschäden, wie etwa Einschränkung oder Verlust des Seh-, Sprach- und Hörvermögens.

Dass insbesondere Kinder gefährdet sind, wird durch die Grazer Studie zwar bestätigt. So beträgt der Anteil von Kindern mit Kopfverletzungen fast 71 Prozent. Mit annähernd 26 Prozent gehören aber auch Erwachsene über 25 Jahre zu den stark betroffenen Risikogruppen.

Auch wenn nach Aussage von ktpBKK-Pressesprecher Harald Stollmeier noch keine konkreten Untersuchungen zu den wirtschaftlichen Folgen von Fahrradunfällen vorliegen, dürften nach seiner Meinung die volkswirtschaftlichen Schäden erheblich sein. Insofern nicht verwunderlich, dass auch der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) um heile Köpfe bemüht ist. Mit seiner Aktion Planet Helmi will er Fahrrad und Inliner fahrenden Kindern zum Helm verhelfen.

Der ADFC (Allgemeiner Deutsche Fahrradclub) bestreitet zwar nicht die Schutzwirkung von Helmen, spricht sich aber gegen eine Helmschutzpflicht aus: Erfahrungen aus Australien hätten gezeigt, dass dadurch die Akzeptanz von Fahrrädern um bis zu 44 Prozent sinken kann.

Wer sich zum Kauf eines Helms entschließt, sollte unbedingt auf Qualität achten und sich möglichst im Fachhandel beraten lassen. Bei einem Test von Kinderfahrradhelmen durch die Zeitschrift Ökotest fielen im vergangenen Jahr gleich zwei Helme wegen gravierender Mängel durch.

WOLFGANG A. LEIDIGKEIT