Chef-Bankier der Reichen gestorben

Mit Diskretion gewann er das Vertrauen der Vermögenden: Alfred Freiherr von Oppenheim starb mit 70 Jahren

„Man weiß, dass man langsam in die Schlusskurve einfährt“, hatte Alfred Freiherr von Oppenheim erst kürzlich in einem Interview erklärt. Jetzt ist er plötzlich im Alter von 70 Jahren gestorben. Noch am Dienstag, dem 4. Januar, hatte die Kölner Bank Sal. Oppenheim bekannt gegeben, dass der Aufsichtsratsvorsitzende von Oppenheim auch den Aufsichtsratsvorsitz der gerade für 600 Millionen Euro aufgekauften BHF-Bank übernimmt.

Damit entstand die größte Privatbankgruppe Europas. Sie verwaltet nun zusammen 100 Milliarden Euro von vermögenden Kunden – Unternehmer, Topmanager, reiche Familienclans wie die Oetkers, die Riegels (Haribo) oder Neven DuMont (Kölner Stadt-Anzeiger). Als Nächstes stand die Wiener Bank Constantia auf der Kaufliste, als Sprungbrett in die neuen EU-Länder. Vertreten ist die Bank schon länger in den Finanzoasen Zürich, Luxemburg, Dublin, Hongkong, New York und London.

Der Freiherr, der mit seinem Privatvermögen von 3 Milliarden Euro auf Platz 25 der reichsten Deutschen stand, lebte wie seine Klientel. Wenn man weniger als 5 Millionen mitbrachte, pflegte er zu sagen, „dann gehen Sie doch zu Ihrer Sparkasse“. Er hatte Wohnsitze im Kölner Prominentenviertel Marienburg, am Berliner Gendarmenmarkt und in Palm Beach/Florida. Auf seiner Yacht „Passepartout“ umsegelte er schon mal Kap Hoorn. Der eigenen Kundschaft versprach er Jahresrenditen zwischen 10 und 20 Prozent. Vom gemeinen Volk verlangte der Präsident der Kölner IHK dagegen Kürzungen bei der Renten- und Arbeitslosenversicherung: Die Gesellschaft brauche „ein langjähriges Entzugsprogramm“. „Wir sind diskret, geheimer noch als geheim“: Dies Motto galt auch für die Politik. Der langjährige Mitgesellschafter Robert Pferdmenges organisierte die schwarzen Konten des ersten CDU-Chefs und Bundeskanzlers Konrad Adenauer. Oppenheim gehört zu den Dauerfinanziers von CDU und FDP. In den 90er-Jahren erschloss man sich über Köln auch die SPD. Die Bank baute das neue Kölner Rathaus und vermietet es bis 2028 zu sagenhaft lukrativen Bedingungen. Möglich machte das Oberstadtdirektor Lothar Ruschmeier (SPD), der danach Geschäftsführer bei Oppenheim wurde. Inzwischen verdient die Bank bei der Privatisierung von Bundeswehrimmobilien und städtischen Wohnungen.

Oppenheim mischte immer oben mit, sehr diskret. Friedrich Flick verhalf man zum Kauf von Audi und zur Vereinigung mit Daimler. Beim Aufkauf von Chrysler durch Daimler gründete die Bank jüdischer Tradition eine Zwischengesellschaft mit Namen Oppenheim, um die jüdischen US-Aktionäre zu beruhigen. Finanzminister Hans Eichel verkündete die Grundzüge des Steuergesetzes 2000, wonach Veräußerungsgewinne von Firmenbeteiligungen steuerfrei bleiben, zuerst beim Neujahrsempfang der Kölner IHK. Unternehmensauf- und -verkäufe gehört zu den expandierenden Bereichen der Bank Oppenheim.

WERNER RÜGEMER