Sorge um Stipendiatin

Hamburger Stiftung beklagt Medienhetze gegen tunesische Journalistin. Offener Brief von Dohnanyi

Die Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte warnt vor einer Diffamierungskampagne gegen eine ihrer Stipendiatinnen. Die tunesische Journalistin Sihem Bensedrine werde von Medien in ihrer Heimat scharf angegriffen und verunglimpft, beklagt Stiftungsvorstand Klaus von Dohnanyi jetzt in einem offenen Brief. Darin bittet er deutsche und europäische Institutionen und Medien, „alles in ihrer Macht stehende zu tun, um Frau Bensedrine vor den Diffamierungen und insbesondere vor drohenden Übergriffen zu schützen“.

Wie Dohnanyi schreibt, brachten die großen tunesischen Tageszeitungen Achouroug und Al-Hadath am 8. und 11. Mai Artikel, in denen Bensedrine bezichtigt werde, „der Prostitution nachzugehen und sich Ausländern, Zionisten und Freimaurern zu verkaufen“. Zugleich werde sie als „bösartige Viper“ und „Kreatur des Teufels“ beschimpft – Vorwürfe, die in hohem Maße ehrverletzend und unwahr seien, so der Ex-SPD-Bürgermeister. Zu befürchten sei, dass die Schmähungen der Vorbereitung weiterer körperlicher Angriffe auf die 55-Jährige dienten. Die Stiftung protestiere „aufs Schärfste“ gegen die „Agressionen“ und fordere die tunesischen Medien und zuständigen Behörden auf, „die unwahren Beschuldigungen öffentlich zurückzunehmen“.

Bensedrine schrieb viele Artikel und Bücher über Machtmissbrauch in Tunesien und wurde dafür inhaftiert. Amnesty International warnt, dass beliebte Ferienziel sei ein „Polizeistaat mit diktatorischen Zügen“. Um der Journalistin Schutz zu bieten, lud die Stiftung sie 2002 für ein Jahr nach Hamburg ein. Wegen neuerlicher Übergriffe bei Heimatbesuchen verlängerte sie das Stipendium bis 2006. Eva Weikert