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„moha“ ging über Leichen

■ Zur Eskalation des hessischen Trockenmilchskandals

Daß Kapital ab einem gewissen Prozentsatz der Rendite über Leichen geht, behauptete Karl Marx Mitte des 19. Jahrhunderts. Daß dieser Satz auch noch Ende des 20. Jahrhunderts - im Zeitalter der „sozialen“ Marktwirtschaft - stimmig ist, haben jahrelang all die Mitmenschen verdrängt, die sich vom „Kapitalismus mit dem menschlichen Gesicht“ faszinieren ließen. Die Frankfurter Großmolkerei „moha“ ging mit dem Verkauf von salmonellenverseuchtem Trockenmilchpulver zwei Jahre lang „über Leichen“. Der Konzern hat den Tod von Menschen aus Profitinteresse billigend in Kauf genommen. Daß die hessische Aufsichtsbehörde erst jetzt „entdeckt“ hat, daß die „moha“–Verantwortlichen ihr Salmonellen–Milchpulver jahrelang problemlos unter die Leute bringen konnten, läßt zudem Zweifel an der Effektivität oder gar der Objektivität staatlicher Lebensmittelkontrollen aufkommen. Der „moha“–Trockenmilchskandal ist mit hoher Wahrscheinlichkeit nur der Gipfel eines Skandalberges. Hinweise darauf, daß sich nicht nur in der Trockenmilch der Firma „moha“ Salmonellen tummelten (und noch tummeln), liegen der taz vor. Daß die Firma „moha“ dennoch auch in ihrem verseuchten Werk Hungen weiter Trockenmilchpulver herstellen darf, ist der politische Skandal. Zwanzig schwer erkrankte Menschen und ein Toter reichen offensichtlich nicht aus, um einem Konzern das schmutzige Handwerk legen zu können. Klaus–Peter Klingelschmitt

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