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Anbieten und Anbiedern

■ Zur Inflation grüner Koalitionsangebote an die SPD

Die Behauptung, die Grünen würden es sich gerne in den abgehängten Wagen abgefahrener Züge bequem machen, muß korrigiert werden. Inzwischen herrscht in diesen Wagen Aufregung und der entschwundene Zug wird scharf kritisiert. Die Koalitionsangebote der Grünen an die SPD häufen sich. Die Koalition gewissermaßen als „nationale Anstrengung“ (Rau) gegen die Regierung Kohl. Otto Schily gar philosophiert über einen denkbaren Kanzler Vogel. (Rau wird das in Laune versetzen.) Die Grünen bieten so nichts an, sondern biedern sich an - zu einem Zeitpunkt, an dem die SPD die Koalitionsfrage auf Eis gelegt hat. Beide Parteien haben es in dieser Legislaturperiode - aus politischer Unreife oder Mangel an Mut - vermieden, die Bündnisfähigkeit auszuloten. Beide Parteien haben bis zum Überdruß ihr Spiel gespielt, das Spiel der Entlarvung der Sozialdemokratie und das Spiel der Politikunfähigkeit der Grünen. In die Koalitionsangebote der Grünen fällt zudem der Schatten der Fünf–Prozent–Hürde. Und es hängt alles davon ab, wie sehr die Grünen plausibel, offen und direkt mit dieser Gefahr im Wahlkampf umgehen. Nichts wäre schlimmer, als wenn die Grünen nervös und halbherzig den Traum einer Koalition fortspinnen, den die CDU längst schon als Alptraum verkauft. Das Wahlkampfthema der Grünen muß sein, den Rückfall in die politische Versteinerung zu verhindern, die mit dem Rausschmiß der Grünen prompt eintreten wird. Sie haben weder Koalitionsflirt noch selbstgerechten Radikalismus anzubieten. Ihr Angebot wäre der politische Streit, das Spalten statt Versöhnen. Klaus Hartung

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