Dreckiges Geschäft

■ Die DDR macht ihre Grenze „asylantendicht“

Ein schmutziges Geschäft ist gestern perfekt gemacht worden. Jetzt streiten Regierung und SPD lauthals darum, wer bei dessen Abwicklung die Finger am tiefsten im Dreck gehabt hat. Denn Ziel dieses Geschäftes war es immerhin, die Bundesrepublik sauber zu halten - sauber von „Fluten“, „Strömen“ und „Schwemmen“ meist dunkelhäutiger Menschen. Schon seit Monaten haben Flüchtlingsgruppen befürchtet, daß die DDR nur noch auf ein angemessenes Geldangebot von Seiten der Bundesrepublik warte, bevor sie - wie gestern angekündigt - ihre Grenze nach Westberlin für Asylsuchende „dicht“ macht. Daß überhaupt mit der DDR darüber verhandelt wurde, Asylsuchenden den mittlerweile fast letzten Fluchtweg in die Bundesrepublik abzuschneiden, ist schlimm genug. Daß hierbei Menschen in Not gegen einen Milliardenkredit, ein Umweltschutzabkommen oder ein Kraftwerk ausgepokert wurden, zeugt von dem Zustand gesamtdeutscher politischer (Un)Kultur, daß sich aber jetzt die Parteien noch darüber streiten, wer von ihnen sich zu dieser Unmenschlichkeit beglückwünschen kann, ist schlichtweg widerlich. Und am lautesten in diesem Chor schreien ausgerechnet die Sozialdemokraten: „Wir warens! Johannes Rau heißt der Retter vor den Asylantenfluten“. Nein, selbstverständlich ist das Asylantenproblem für die SPD kein Wahlkampfthema. Ihr Kandidat heftet sich bloß gerade mal den Orden ans Jackett, die Nation von diesem „Problem“ erlöst zu haben. Und das angeblich alles ohne Gegenleistung an die DDR, ganz umsonst also - bloß auf Kosten von ein paar Menschen. Vera Gaserow