Star–Club in Schutt und Asche

■ Aus der legendären Hamburger Auftrittsbühne der Beatles soll ein Hotel werden / Abschiedsfeier mit Reliquien–Versteigerung

„Du hast ja so einen melancholischen Blick.“ Ein Hells Angel, der am Sonntagnachmittag wie so viele vom St. Pauli–Kiez und der Hamburger Musik–Szene dem Star–Club die letzte Ehre erwies, sprach mich von der Seite an. „Du, tröste dich, das warn Scheißladen“, lachte er. „Ich war da mal als Sechzehnjähriger, da ham sie mir gleich eins vor die Fresse gegeben, weil ich nichts trinken wollte.“ Ein „Scheißladen“ war es vielleicht auch für die Beatles, die im Jahre 1962, als die Rockbühne eröffnete, ganze 750 Mark Gage in der Woche minus 15 Prozent für ihren Manager Brian Epstein erhielten. Dennoch: Der Star– Club hat vielen zur Berühmtheit mitverholfen, ob sie nun Rattles, Outlaws, Everly Brothers, Jimmy Hendrix oder Ray Charles hießen, und er war eines der Orte, von denen die „Rock–Rebellion“ einer ganzen Generation ausging. Nun aber soll das histrosiche Gebäude in der Großen Freiheit an der Reeperbahn, dessen Inneres im Jahre 1983 einer Brandstiftung zum Opfer fiel, dem Abrißbagger und dann einem Hotelneubau weichen. Der Fotograf G. Zint und seine Pan–Foto–Agenturhatten am Sonntag eine würdige Abschiedsfeier für den Star Club organisiert. Aus der Ruine hatte Zint, der schon Anfang der 60er in wilder Begeisterung Star–Club–Musiker und -Groupies fotografierte, einen ganzen Berg von Dokumenten ausgegraben. Am Sonntag waren sie samt Fotos in den Räumen der Musikhalle Große Freiheit 36 zu bewundern und auch zu ersteigern. Schon an Nachmittag hatte sich das bunte Publikum - Apo–Opas und Kids, Kiezflaneure, Teds und Rock n Roller - an 60er–Jahre– Hits und Schlagern erfreuen dürfen, gespielt von Rivival– Bands wie die Cavern Kids oder Tina & die Caprifischer. Am Abend dann der Höhepunkt: Ein Trauermarsch von etwa 1000 Leuten, angeführt von einer Dixieland–Band, zog über die Reeperbahn, um anschließend noch einmal, wohl zum letzen Mal, unter dem Star–Club–Emblem das Tanzbein zu schwingen. Auch der mittlerweile fast 47jährige Curtis, der wohl an die 7000 Mal, den Zuhörern im legendären Club einheizte, nahm mit Wehmut Abschied. Ute Scheub