Nobelpreis fürs Elektronenmikroskop

■ Der Physikerpreis wird zwischen deutschem Erfinder und deutsch/schweizerischen Weiterentwicklern des Elektronenmikroskops aufgeteilt / Bahnbrechende Durchblicke in Halbleiterphysik ermöglicht

Berlin (taz/dpa) -Der diesjährige Nobelpreis für Physik ging an den Erfinder des Elektronenmikroskops Ernst Ruska am Berliner „Fritz - Haber Institut“ der „Max–Plank Gesellschaft“ und die Weiterentwickler dieser Technik der elektronischen Sichtbarmachung kleinster Mikroorganismen und Strukturen, den deutschen Physiker Gerd Binnig und seinen schweizer Kollegen Heinrich Rohrer vom Forschungslaboratorium der IBM in Zürich. Die Physiker erschlossen neue Welten, ermöglichten Entdeckungsreisen durch Reiche, die nicht mit Sieben–Meilen–Stiefeln durchschritten werden, sondern in denen das Nonometer die Maßeinheit darstellt: Der millionste Teil eines Millimeters. Diese Mikroskope bilden genauso eine der Voraussetzungen weiterer Forschungen in der Halbleiterphysik und in der Mikroelektronik, wie in der Biologie der Einblick in die Erbsubstanz der Zellen (DNS) jetzt offen darliegt. Elektrische und magnetische Felder werden zu einer „Linse“ für Elektronen, die auf einen Leuchtschirm das Bild von einem Objekt projezieren. Die kurzwelligen Elektronen ersetzen die Lichtstrahlen und machen bis 100.000fache Vergrößerungen möglich. Die Entwicklung hatte mit den Arbeiten begonnen, die Ernst Ruska Ende der Zwanziger Jahre als junger Student an der Technischen Hochschule in Berlin ausführte. Ruska fand, daß eine Magnetspule als Linse für Elektronen (sie bilden die Hülle des Atom kerns) fungieren konnte, und daß sich mit einer solchen Linse das Bild eines Gegenstandes erhalten ließ, der mit Elektronen bestrahlt wurde. Das von Gerd Binnig und Heinrich Rohrer entwickelte Rastertunnelmikroskop gründet auf dem Prinzip, die Struktur einer Fläche mit Hilfe einer spitzen Nadel zu studieren. Ernst Ruska wurde am 25. Dezember 1906 in Heidelberg geboren. Er studierte zuerst an der Technischen Hochschule in München und dann an der Technischen Hochschule in Berlin, wo er 1933 promovierte. Ruska wurde 1959 Professor in Elektronenoptik und Elektronenmikroskopie. Er war zunächst an der Technischen Hochschule in Berlin tätig, danach bei der Siemens AG und ist seit 1955 Direktor des Instituts für Elektronenmikroskopie, des Fritz–Haber–Institut der Max– Planck–Gesellschaft. Ruska ist bereits während des Dritten Reiches mit Preisen ausgezeichnet worden. 1941 verlieh ihm die Preußische Akademie der Wissenschaften die Leibniz–Medaille, 1944 empfing er die Goldene Todtnadel. Gerd Binnig wurde am 20.7.1947 in Frankfurt am Main geboren. Er promovierte 1978 an der Universität Frankfurt. Seit 1978 ist er an dem Forschungslaboratorium von IBM/ Schweiz tätig. Heinrich Rohrer wurde am 6.6.1933 in Buchs in der Schweiz geboren. Er promovierte an der Eidgenössischen Technischen Hochschule 1960 in Zürich und ist seit 1963 ebenfalls an dem Forschungslaboratorium von IBM/Schweiz tätig.