Enttäuschungen einer V–Frau

■ Von der Anwartschaft auf die RAF–Kommandoebene in den mittellosen vorzeitigen Ruhestand / Vom Verfassungsschutz geprellt, betrogen und schutzlos der Verfolgung ausgeliefert

Berlin (taz) - Schwere Vorwürfe von Honorarunterschlagung bis Mitwisserschaft bei einem geplanten Attentat auf einen Oberstaatsanwalt, gegen das keine Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden seien, erhob eine V–Frau des baden–würtembergischen Landesamtes für Verfassungsschutz gegen sie betreuende Beamte. „Ab und zu hofften sie auf neue Anschläge“, berichtete die vor sieben Jahren angeworbene Frau am Dienstagabend in der ARD–Sendung Panorama, „damit es neue Stellen gäbe und sie befördert würden“. Die junge Frau, die ihre Karriere als Informationsbeschafferin im KBW gegonnen und in der sogenannten „Anti–Imp“–Szene fortgesetzt haben will, wäre nach ihrer Aussage der Weg in die Kommandoebene der RAF geebnet gewesen. „Aber eine erfolgreiche Tätigkeit als V–Frau im Untergrund ist mit dieser dilettantischen Behörde nicht möglich,“ erklärte die Frau, deren Anonymität von der Magazinredaktion gewahrt wurde, ihre Scheu vor diesem Schritt. Angesichts der Dienstauffassung ihres „Agentenführers“ hatte sie die Furcht beschlichen. Der habe ihr die Namen von V– Leuten in anderen Städten genannt und den Inhalt abgehörter Telefongespräche wiedergebeben. „Als er mir schilderte, wie verschuldet er ist, bekam ich Angst.“ Von dem Gedanken entsetzt, er könne eines Tages ihre Entarnung zu Geld machen, wollte sie ihre geheimen Dienste bereits quittieren. Doch sie sei mit der Drohung, niedergeschlagene Strafverfahren gegen sie würden wieder eingeleitet werden, zur Weiterarbeit erpreßt worden. Wiederholt hatte sie vorgesprochen und um eine andere Betreuung gebeten. „Ich wurde von Leuten geführt, die vorher Strafzettel an Falschparker verteilt hatten oder erst einmal einen Volkshochschulskursus über politische Allgemeinbildung belegen müßten.“ Unstimmigkeiten innerhalb der Behörden, -“die sind eifersüchtig aufeinander“ - leiteten dann ihre Entlassung aus Spitzeldiensten ein. Da sie zu teuer geworden sei, wurde sie vom Verfassungsschutz zum „Aussteigen“ aufgefordert. Sie habe sich dann schon über die Summen gewundert, die sie angeblich erhalten haben sollte. Jetzt bereut sie ihre „Dummheit“, blanco Quittungen unterschrieben zu haben. „Alles“ hätte man ihr bei der Anwerbung versprochen, „Geld, gesicherte Zukunft“ und Identitätswechsel bei Gefahr. Das versucht sie nun mit Hilfe ihres Rechtsanwalts einzuklagen. Das Anliegen seiner Mandantin wurde mit dem Hinweis auf Vertraulichkeit bisher ablehnend beschieden. Der „Helden“, wie Bundesinnenminister Zimmermann V–Leute nannte, „Lohn“, warnt das Beispiel, lohnt den Aufwand nicht. k.k.