GAL–Frauenliste wirft Dohnanyi zurück

■ SPD ohne Mehrheit / Angeboten zur Großen Koalition nicht abgeneigt / SPD–Minderheitensenat müßte sich mit GAL auseinandersetzen 95

Aus Hamburg Tom Janssen

„Keinen Millimeter mit der GAL“ tönte Hamburgs Bürgermeister Klaus von Dohnanyi noch, als schon feststand, daß seine Partei von der absoluten Mehrheit auf 41 Wahlabend signalisierte Dohnanyi, daß er großen Koalitionsangeboten nicht abgeneigt wäre. Dem steht allerdings die Hamburger SPD entgegen und so muß der Minderheitenbürgermeister - und sei es nur zum Schein - mit der GAL reden. Besonders bitter dürfte dem adeligen Sozi aufstoßen, daß er es während der Gespräche und in den Bürgerschaftssitzungen mit einer reinen Frauenfraktion zu tun hat. Den Entschluß der GAL, diesmal nur Frauen ins Hamburger Feierabendparlament zu entsenden, kommentierte Hamburgs Regierender immer als „Kasperletheater“. Leicht wird es die neue dreizehnköpfige GAL–Fraktion nicht haben. Kaum hatte Dohnanyi den diskreten Charme einer großen Koalition verkündet, setzte von den SPD–Fraktionslinken ein heftiges Liebeswerben in Richtung GAL ein. Und hier dürfte es haarig werden. Nach außen ist die GAL– Linie nämlich festgeklopft worden. Der Tolerierungskatalog wurde so hoch gehängt, daß die SPD nicht in Bewegung gerät. Dieser nur knapp abgestimmte Tolerierungskatalog rief die in nerparteiliche Opposition auf den Plan, die sich auch in der neuen Fraktion niederschlug. GAL– Spitzenkandidatin Christine Kukielka gilt als kompromißlose Vertreterin eines „harten“ Kurses gegenüber der SPD. Christine Kukielka (42, Dozentin) kennt sich in der Hamburger Politik aus. Als Mitglied des „Kommunistischen Bundes“ (KB) durchwanderte sie die „Bunte Liste“ - die Vorläuferin der GAL - als Bezirksabgeordnete, um dann über die KB– Abspaltung „Gruppe Z“ als Ökosozialistin zu den Grünen zu gelangen. Christine Kukielka gilt als anerkannte Fachfrau für Ausländerfragen. Moderater dagegen die wohl bekannteste und populärste GALierin Thea Bock (48, Sportlehre rin). Sie saß bereits 1982 - 84 in der Bürgerschaft und lernte hier die regierende Sozialdemokratie besonders gut kennen. Danach arbeitete sie in einem Parlamentarischen Untersuchungsausschuß, der eine Giftmülldeponie aufklären sollte. Auf ihr unermüdliches Engagement war zurückzuführen, daß im Zuge dieser Untersuchungen das Hamburger Zweigwerk der Firma Boehringer geschlossen wurde. Thea Bock war Mitverfasserin eines alternativen Tolerierungskatalogs, der knapp unterlag. In ihm wurde versucht, die SPD über ökologische und regionale Hamburger Schwerpunkte festzulegen. Am Wahlabend herrschte unter GALierinnen und GALiern noch eitel Freude und Sonnenschein. Sowohl Christine Kukielka als auch Thea Bock verwiesen loyal auf den partei–offiziellen Tolerierungskatalog. Doch die Auseinandersetzungen über das Wahlergebnis - immerhin bekundeten 95 Wähler, daß sie für ein rot–grünes Bündnis seien - dürften auch die anderen elf Fraktionsfrauen nicht verschonen. Eins ist für die GAL–Frauen jedenfalls klar: die Frauenliste hat nicht nur den Status quo der 7–8% gefährdet, sondern war ein immenser Erfolg. Zum ersten Mal gelang es der grünen Partei, in breite weibliche Wählerschichten vorzustoßen. Und zwar ohne daß die Männer sich verschreckt zurückzogen, wie Pessimisten unkten.