piwik no script img

Feaox de la Croix - Der Mann im Hintergrund

■ Was das Bundesfinanzministerium 1985 über das „Weltjudentum“ schreibt

Für Wiedergutmachung war seit dem ersten Kabinett Adenauers das Finanzministerium zuständig. Zur Schlüsselfigur für die gesetzlichen und praktischen Regelungen wurde dort der zuletzt zum Ministerialdirektor aufgestiegene Ernst Feaox de la Croix, promovierter Jurist und Volkswirt. In dem vom Bundesfinanzministerium herausgegebenen Werk über die „Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts durch die Bundesrepublik Deutschland“ schrieb er den im letzten Jahr erschienenen Band über die Geschichte des Bundesentschädigungsgesetzes. Dort werden Begriffe wie „jüdische Presse“ „Weltjudentum“ und „Judenschaft“ in aller Selbstverständlichkeit verwendet: Die spätere Haltung der großen Alliierten zur jüdischen Wiedergutmachungsforderung, vor allem die der Sowjetunion - läßt viel mehr vermuten, daß man auf alliierter Seite einem jüdischen Reparationsanspruch skeptisch, wenn nicht sogar ablehnend, gegenüberstand. „Die Judenschaft ließ jedoch nicht locker.“ (S. 149) „Die Wiedergutmachung ist häufig als Preis dafür bezeichnet worden, daß die amerikanische Judenschaft ihrem Präsidenten gestattete, die Bundesrepublik als Partner in die Gemeinschaft der westlichen Staaten aufzunehmen.“ (S. 10) „Drei jüdische Grundbedingungen stellten sich heraus: Die Anerkennung der Verantwortung des deutschen Volkes für die NS–Verbrechen, die Erklärung einer Bereitschaft zur materiellen Wiedergutmachung, eine deutsche Einladung an Israel und an das Weltjudentum zur Aufnahme von Gesprächen. Nach grundsätzlicher Annahme durch Adenauer wurde in langwierigen Erörterungen - wieder unter ständiger Mitprüfung in Jerusalem und in den Zentralen der jüdischen Verbände - der Inhalt einer von Adenauer abzugebenden Erklärung festgelegt.“ (S. 151/152) „Die jüdische Presse griff auch den Leiter der deutschen Delegation bei der Londoner Schuldenkonferenz, Hermann J. Abs, und den Bundeskanzler an. Abs warf sie in aggressivster Form - auch in unwürdiger persönlicher Diffamierung von Abs als angeblichen Nazi–Bankier - vor, daß er versucht habe und noch versuche, die deutsch–jüdischen Sonderverhandlungen zu torpedieren.“ (S. 158) Soweit die amtliche Bonner Geschichtsschreibu Völkerrecht und im Unterausschuß für terminologische Fragen. Er war Mitautor der geheimen Denkschrift „Rasse, Volk, Staat und Raum in der Begriffs– und Wortbildung“, die die Akademie für Deutsches Recht 1938 zur Vereinheitlichung der weiteren Rassengesetzgebung ausarbeitete. Christian Pross / Götz Aly

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen