Brasiliens Linke verliert

■ Gouverneurswahlen als Votum für die Wirtschaftspolitik der Regierungskoalition / Inflationsbekämpfung und Agrarpolitik wahlentscheidend

Rio de Janeiro (taz/afp) - Wie sich bereits Anfang der Woche abzeichnete, haben die beiden Regierungsparteien PMDP (Demokratische Bewegung) und PFL( Liberale Front) die brasilianischen Gouverneurs– und Parlamentswahlen vom vergangenen Wochenende deutlich gewonnen. Die PMDP ist eine Sammlungsbewegung, deren Bandbreite von christlich–demokratisch über verschiedene liberale Strömungen bis zur Sozialdemokratie reichte. Die Liberale Front wurde vor dem Abtritt der Militärs von dem heutigen Präsidenten Sarney gegründet. Beide Gruppen bilden zusammen die „Demokratische Allianz“. Nach den letzten Hochrechnungen liegt die PMDP in 19 von 23 Bundesstaaten beim Rennen um die Gouverneursposten vorn, die kleinere PFL führt in 2 Staaten. In beiden Parlamentskammern wird die PMDP allein die absolute Mehrheit haben, das Bündnis sogar eine 2/3 Mehrheit. Sowohl Sao Paolo als auch Rio de Janeiro, die zusammen mit dem Staat Minas Gerais als wirtschaftliche Zentrale das sogenannte Bermuda–Dreieck bilden, werden von der PMDP regiert werden. Die linke Arbeiterpartei PT, die in Rio zusammen mit den Grünen unter dem Ex–Guerillero Fernando Gabeira antraten, konnte knapp zehn Prozent der Stimmen erringen. Dies ist etwa doppelt so viel wie 1982, bleibt jedoch hinter den Erwartungen zurück. Als Hauptverlierer der Wahl gilt die linkspopulistische Demokratische Arbeiterpartei PDT und der ihr angehörende Gouverneur von Rio, Brizola. Die Niederlage der Brizolisten wird vor allem ihrer Kritik an der Wirtschaftsreform des Präsidenten Sarney zugeschrieben. Ihm war es gelungen, erstmals seit Jahren die Inflation einzudämmen, was ihn für Millionen von Armen zum Hoffnungsträger macht. Dennoch wird von der PMDP in den nächsten Jahren kaum ein tiefgreifender Strukturwandel inittiert werden. Bereits die in den vergangenen Monaten begonnene Auseinandersetzung um die Landreform hat gezeigt, wie einflußreich die Verbindungen der Agraroligarchie mit der PMDP sind. Hans Wagner/NB