P O R T R A I T „Der richtige Mann“?

■ Die SPD schickt Hans Matthöfer auf den Schleudersitz des BGAG–Chefs / Schneller Erfolg Matthöfers bei Neue–Heimat–Sanierung notwendig

„Der richtige Mann“ ist Hans Matthöfer für den Posten des Vorstandsvorsitzenden der Gewerkschaftsholding BGAG nach Ansicht von Dietrich Sperling (SPD), Sprecher des Neue–Heimat–Untersuchungsausschusses. Für die SPD wird sich im Wahlkampf erst noch herausstellen, ob dies der richtige Posten ist, auf dem ein so prominenter Politiker untergebracht werden musste. Es wird für sie künftig noch schwerer werden, die Vorhaltungen der Regierungsparteien zu kontern, die die Verfilzungen von SPD und gewerkschaftlicher Gemeinwirtschaft anprangern. Nur eine Chance gäbe es hier, und das wäre der schnelle Erfolg Matthöfers bei der Entsorgung in Sachen Neue Heimat. Der Schönheitsfehler: Matthöfer tritt seinen neuen Job erst nach der Bundestagswahl an. Keine Frage, ansonsten ist Matthöfer in der Tat der richtige Mann, wenn die SPD dieses große Risiko schon eingeht. Matthöfer gilt als integre Persönlichkeit, die selbst weder Filz noch anderen Dreck am Stecken zu haben scheint. Und der ehemalige Leiter der Abteilung Bildungswesen bei der IG Metall hat in seiner Karriere vor allem mit viel Geld zu tun gehabt. Nach seiner Zeit als Staatssekretär im Entwicklungsministerium und im Forschungsministerium folgte für Matthöfer der aufreibende Job des Bundesfinanzministers (1978 - 1982), der ihn offenbar schaffte. Ein Herzleiden verdonnerte ihn für die restlichen Monate bis zur Wende zu einer Nummer kleiner: Matthöfer wurde Postminister. Daß Integrität nicht gleich Souveränität bedeutet, bewies Matthöfer bei einer Fernsehdiskussion: Nach harmlosen Spritzern aus der Wasserpistole Fritz Teufels konnte das Personal der Sendeanstalt den SPD–Politiker nur mühsam von Raufhändel zurückhalten. Und ganz so integer ist Matthöfer auch nicht in allen Bereichen, bei denen Sozialdemokraten eigentlich meinen, weiße Westen zu tragen.Matthöfer hätte es als Finanzminister in der Hand gehabt, die U–Boot–Lieferungen an Chile und vor allem damit zusammenhängende Entwicklungshilfeleistungen für Werften des südamerikanischen Landes zu unterbinden, die über seine Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) abgewickelt wurden. Er tat es nicht. Daß er mit Geld umgehen kann, bewies Matthöfer schließlich, als der neue SPD– Schatzmeister im Frühjahr aus der SPD–Schatulle rund eine Million DM für die Neustrukturierung der Partei–Zeitung „Vorwärts“ lockermachte. Sein Vorgänger Wischnewski war unter anderem wegen völliger Kassenpleite zurückgetreten. Der 56 Jahre alte Matthöfer, Mitherausgeber des Vorwärts, machte sich auch stark für größtmögliche Offenheit im Blatt. Herausgeberkollege Bahr will hier nur die Parteiräson gelten lassen. Ulli Kulke