G A S T K O M M E N T A R Hubertusjagd

■ Zu den EG–Agrarbeschlüssen

Alles lief ab, wie jedes Jahr bei der Hubertusjagd. Die Länge der Nachtsitzung ist Ritual. Die „unerbittliche Härte“ von Ignaz Kiechle ist Ritual. Der „heftigste Protest“ des Deutschen Bauernverbandes ist Ritual. Ritual sind auch die zufriedenen Mienen am Ende. Aber das Getränk, daß hier zusammengebraut wird, ist nicht die Milch der frommen Denkungsart und der kleine Mann versteht nicht, was die Herren da wieder über ihn beschlossen haben und kann ihnen nicht einmal Feind werden. Wenn ich mich nicht verrechnet habe, war dies in etwa der 3.781. Offenbarungseid der EG–Agrarpolitik in Brüssel. Und gelernt daraus wird: Nichts. Kurze Erinnerung: 1984 sollte mit der großen Einführung des Quotenabzugs gründlich die Überschußproblematik in den Griff gebracht werden. Und dann käme eine aktive Preispolitik für die Bauern. Und dann kämen bessere Zeiten insbesondere für die Kleinen. Der Schnee von gestern ist grau geworden: geblieben ist mittels der „Härtefallregelung“ eine gigantische Umverteilung der Milch von den kleineren und traditionellen Höfen zu den geförderten Wachstumsbetrieben. Das Problem der Überschußmilch wird nicht dort angegangen, wo sie in Massen produ Der Rindfleischmarkt wird überquellen von den Milchkühen, die bei den bis 1988 geplanten Quotenabzügen von 9,5 Milch (heute ist es betriebswirtschaftlich geboten, die Milch an die Molkerei zu liefern und hochsubventioniertes Magermilchpulver und ranzige Butter für die Fütterung zurückzubeziehen), Quotenabzug bei Betrieben über hunderttausend Kilogramm Milch pro Jahr bei Preisanhebung für die ersten fünfzigtausend Kilogramm, 50 Es ist zum Heulen, wie schlau die in Brüssel sind. Weihnachten gehen auch die Bauern nicht auf die Straße und der große Preisabzug für die deutschen Milchbauern kommt erst nach den Wahlen. Aber dieser Winter hat auch noch manche Stürme auf Lager. Antje Vollmer