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Atommüll - quadratisch praktisch

■ In Duisburger Wohngebiet soll Schrott aus AKWs gesichtet und zur Lagerung vorbereitet werden / Stadtrat übergangen / Bürgerinitiative gegen Entseuchungspläne gegründet

Aus Bochum Corinna Kawaters

Schwach bis stärker verseuchter Schrott aus deutschen und westeuropäischen AKWs soll künftig in Duisburg bearbeitet werden. Auf dem Gelände der ehemaligen Gießereihalle der Firma Thyssen–Schmiedetechnik im Duisburger Stadtteil Wanheim lagern bereits 500 Tonnen des Entsorgungsguts. Die Gesellschaft für Nuklear Service (GNS), die den Atomschrottplatz unterhält, will radioaktiven Schrott in sogenannten „Castor–Behältern“ bei den AKWs abholen und über normale Verkehrswege nach Duisburg Wanheim schaffen. Dort sollen dann die Behälter geöffnet und auf ihren Inhalt überprüft werden. Al les, was unter 74.000 Bequerel pro Kilo liegt, soll zur Einschmelzung bei der Krefelder Firma Siempelkamp vorbereitet werden, was darüber liegt - pro Faß rechnet man mit bis zu 37 Millionen Bequerel pro Kilo - soll in der bereits fertiggestellten Entseuchungshalle zu kleinen Päckchen gepreßt werden. Bei der Genehmigung zum Bau des Betriebes, der mitten in einem Wohngebiet steht, wurden Rat und Verwaltung der Stadt Duisburg übergangen. Denn nach Auskunft des Sprechers des Regierungspräsidenten (RP) in Düsseldorf ist dieser für die Genehmigung zuständig. Weder das Wirtschaftsministerium noch die Stadt Duisburg und schon gar nicht die Öffentlichkeit müssen dazu gehört werden. In der Genehmigungsfrage bezieht sich der Regierungspräsident auf die Paragraphen 3 und 6 der Strahlenschutzverordnung. Dieses Verfahren soll im Februar 87 abgeschlossen sein. Eine frischgegründete Bürgerinitiative versucht, sich gegen die Pläne zu wehren, ein SPD–Ratsherr findet es „unglaublich“, und die IG–Metall sieht ihre Forderung nach Arbeitsplätzen „zynisch ins Gegenteil verkehrt“ - so schreibt das Anzeigenblatt Stadt– Panorama.

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