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Rassisten–Kinos bald filmlos?

■ US–Filverleih droht mit Boykott der Kinos in Südafrika, die für Weiße reserviert sind / Betroffen sindst vor allem Pretoria und die Kleinstadt Krugersdorp

Johannesburg (taz) - Südafrikas größter Filmverleih hat am Montag mit der Schließung all seiner Kinos in konservativen Städten gedroht, wenn diese nicht innerhalb weniger Wochen für alle Rassen geöffnet werden. Damit reagierte die Firma Ster–Kinekor auf ein Ultimatum des amerikanischen Filmkonzerns Columbia Pictures, der ab Mai keine Streifen mehr liefern will, wenn sie in für Weiße reservierten Kinos gezeigt werden. Auch unabhängigen Kinos, die für Weiße reserviert sind, sollen keine US–Filme mehr geliefert werden. Wie Ster–Kinekor Sprecher David Isaacs mitteilte, sind schon mehr als 90 Prozent aller südafrikanischen Kinos für alle Rassen zugänglich. Zu Spannungen zwischen Schwarz und Weiß ist es dabei bisher nicht gekommen, auch die Zuschauerzahlen änderten sich kaum. Immerhin sind die seit langer Zeit für Weiße reservierten Kinos in den Innenstädten erheblich teurer. Wer will schon die lange Fahrt von Soweto auf sich nehmen, um dann im Luxuskino in Johannesburg einen Film zu genießen, der in Soweto zum halben Preis zu sehen ist. Dennoch haben sich einige konservative Stadtverwaltungen bisher geweigert, die Kinos ihrer Städte zu öffnen. Betroffen sind unter anderen die Hauptstadt Pretoria, wo nur in 12 von insgesamt 24 Spielstätten auch Schwarze zugelassen werden. Auch in der erzkonservativen Kleinstadt Krugersdorp westlich von Johannesburg hat sich die Verwaltung trotz mehrmaliger Debatten noch nicht für die Öffnung der beiden örtlichen Kinos entschließen können. Vor allem ein Stadtrat blockiert die Aufgabe der Rassentrennung in den Kinos, weil er sich Hoffnungen auf eine Kandidatur für die rechte Konservative Partei in den kommenden Parlamentswahlen für Weiße macht. Die für Ende Januar drohende Schließung der Kinos bewegt ihn kaum. Die Wähler scheinen indessen eher bereit, ihre weiße Exklusivität aufzugeben als die Hollywood– Schinken. Hans Brandt

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