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Sprachlose Politik

■ Frankreichs Linke bleibt trotz Streiks schwach

Niemand bis auf eine Handvoll Studenten der Pariser Vorstadt–Uni Saint–Denis wollte es bemerken: „Die Studenten werden nicht gewonnen haben, wenn die Eisenbahner leer ausgehen.“ Erst mit dem spontanen Eisenbahnerstreik wurde die Bedeutung der Studentenrevolte offenbar. Die Ideen der Revolte - gegen die Selektion - und ihr rätedemokratisches Prinzip waren in der Arbeiterklasse wider allen Erwartungen angekommen. Die Studenten hatten die sozial–gesellschaftlichen neoliberalen Reformen zu Fall gebracht. Nur folgerichtig hing es an den Lohnabhängigen, den wirtschaftlichen Neoliberalismus der Regierung zu kippen. Daß dies nicht gelingen wird, liegt gleichsam am zunächst unpolitischen und später politischen Charakter, den die Streikbewegung bekam. Ihr unpolitischer Charakter, der jenem der Studentenrevolte entsprach und sich in den konkreten, rein subjektiven Forderungen der Eisenbahner nach verbesserten Arbeitsbedingungen niederschlug, ließ die Bewegung - und hier sind die Studenten miteinzubeziehen - sprachlos gegenüber der ausschließlich politischen Replik der Regierung bleiben. Sprachlosigkeit verschafft anderen Raum. In diese Lücke sprang trat die kommunistische CGT–Gewerkschaft und gab der Bewegung ihren politischen Charakter. CGT und Regierung fanden jedoch schnell wieder zu ihrem Klassenkampfszenario der sechziger und siebziger Jahre zurück. Doch wer in diesem Kampf gewinnt, ist nach dem Zuammenbruch der „kulturellen Hegemonie der Linken“ und dem Aufstieg des Neoliberalismus in Frankreich schon jetzt historisches Faktum. Bis zu einer wirksamen neuen gesellschaftlichen Gegenmacht, nach der Studenten und Arbeiter getrennt suchten, ist es noch ein langer Weg. Wie schwierig er sein wird, ist bereits heute zu ahnen. Georg Blume

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