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Eis legte AKW–Generatoren lahm

■ Schwere Panne im französischen AKW Saint–Laurent–des–Eaux / Keine Kühlung der Dampfgeneratoren wegen Eisbildung auf der Loire / Daraufhin Elektrizitätsnetz angezapft

Aus Paris Georg Blume

An Pannen mangelt es derzeit nicht in der französischen Elektrizitätsversorgung. Erst die Streiks, dann die Kälte: die Erklärungen liegen auf der Hand. Wer kümmert sich da um den Einzelfall? Der potentiell folgenschwerste Einzelfall ereignete sich am Montag im Reaktor A 1 des Graphit–Gas–AKWs Saint–Laurent– des–Eaux an der Loire (Mittelfrankreich). Ursache: eine hauchdünne Eisschicht auf der Loire. In einem Graphit–Gas–AKW fällt dem in der Reaktorhülle zirkulierenden Kohlendioxid (CO2) die Aufgabe zu, den Reaktorkern zu kühlen, seine Wärme aufzunehmen, um sie nach Austritt aus dem Reaktorkern über einen Wärmetauscher an den Sekundärkreislauf abzugeben. Die Zirkulation des Kohlendioxids wird in französischen Graphit–Gas– AKWs durch vier Ventilatoren gesichert, denen damit eine Funktion ähnlich den Kühlpumpen im Primärkreislauf eines Leichtwasserreaktors zukommt. Diese vier Ventilatoren werden im Normalbetrieb von vier Dampfgeneratoren angetrieben. Am Montag standen im Reaktor A 1 von Saint–Laurent–des–Eaux plötzlich alle vier Dampfgeneratoren still. Denn die Generatoren werden wiederum mit Hilfe von Wärmetauschern durch Loire– Wasser gekühlt. Diese Kühlung aber versagte: die Loire–Wasser– Pumpen fielen aus, weil sich Eis vor die Eingangsfilter des Flußwassers festgesetzt hatte. „Nach dem Ausfall der Dampfgeneratoren wurden die Ventilatoren sofort vom Elektrizitätsnetz versorgt“, versichert AKW–Chef Lucien Bertron von Saint–Laurent–des–Eaux. Im Reaktor A 1 drehten die Ventilatoren tatsächlich weiter. Doch Glück war dabei im Spiel. Denn just am Montag - Stunden nach dem Zwischenfall im Reaktor A 1 - führten die Temperaturstürze im ganzen Land zu enormen Spannungsschwankungen, die zur Folge hatten, daß es auch in Saint–Laurent– des–Eaux zu Stromausfällen kam und man den Reaktor A 2 am gleichen Standort abschalten mußte. Doch was wäre passiert, wenn Dampfgeneratoren und Elektrizitätsversorgung im Reaktor A 1 zur gleichen Zeit ausgefallen wären? Der primäre Kühlkreislauf wäre unterbrochen worden, und es hätte die Gefahr der Kernschmelze bestanden. In den französischen GAU–Szenarios ist der gleichzeitige Ausfall aller vier Dampfgeneratoren nicht vorgesehen. Seit Tschernobyl beschäftigen sich die französischen Gremien für nukleare Sicherheit mit dieser Möglichkeit. Ihre Antwort auf das Problem ist noch nicht bekannt, falls es die überhaupt gibt.

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