TWA–Entführer festgenommen

■ Bei Gepäckkontrolle auf dem Frankfurter Flughafen wurde Sprengstoff entdeckt / Festgenommener Libanese soll an der Entführung der amerikanischen TWA–Maschine aus Athen beteiligt gewesen sein

Von Kuno Kruse

Frankfurt/Berlin (taz) - Am Dienstag dieser Woche wurde ein 22jähriger Libanese bei einer Grenzkontrolle am Frankfurter Flughafen mit Flüssigsprengstoff im Gepäck und gefälschten Papieren von der Polizei festgenommen. Im Juni 1985 soll er mit zwei anderen Mitgliedern der libanesischen Schiitenorganisation „Hisb Allah“ (Partei Gottes) eine US– amerikanische TWA–Maschine entführt haben. Die „Middle East“ brachte ihn direkt aus Beirut. Das BKA ist eingeschaltet. Der Name des Festgenommenen wurde bis Donnerstag mittag „aus Fahndungstechnischen Gründen“ noch nicht bekanntgegeben. „Verdacht der Vorbereitung eines Sprengstoffattentates“, so der vorläufige, von der Frankfurter Staatsanwaltschaft beantragte Haftbefehl. Ein weltweiter Steckbrief liegt vor. „Nun müssen noch einmal die international vorliegenden Unterlagen abgeglichen werden, wimmelt ein Sprecher des Bundeskriminalamtes ab. Die Fingerabdrücke seien bereits verglichen, meldet die hessische Staatsanwaltschaft: Es sind die des gesuchten mutmaßlichen Flugzeugentführers. Innenminister Zimmermann zeigt stolz seinen „ganz großen Fisch“. Mit einer Neun–Millimeter–Pistole und zwei Handgranaten sollen am 14. Juni 1985 die damals 20jährigen adretten libanesischen Passagiere Ahmed Gharbije und Ali Junis den Kapitän des TWA–Flugs 847 Athen–Rom zu einem Kurswechsel in Richtung Algier gezwungen haben. Ziel der Aktion: Die Freipressung von 766 auf dem israelischen Rückzug aus dem Libanon mitgenommenen schiitischen Kriegsgefangenen. Der 21jährige dritte Hijacker Ali Atwa(bei dem es sich aufgrund der Altersgleichheit um den in Frankfurt Festgenommenen handeln könnte), hatte trotz aller Bemühungen keinen Platz mehr auf der Passagierliste bekommen und war in der griechischen Hauptstadt zurückgeblieben. Seine Kameraden ließen ihn in einer Maschine der „Olympic Airways“ nach Nordafrika nachfliegen. Dort hatten sie die entführte Maschine bereits ein zweites Mal gegen den Widerstand der Algerier zum Landen gezwungen. Inzwischen war eine spektakuläre Visite in Beirut absolviert, 21 der Geiseln frei - und die Leiche des ermordeten US–Marinetauchers Robert Stethms auf dem Rollfeld zurückgelassen. Das Kommando wurde durch ein Dutzend Glaubensbrüder der Amal mit schweren Waffen verstärkt. Durch die Vermittlung des Amal–Chefs Berri wurden die wieder nach Beirut gezwungenen Geiseln innerhalb von 17 Tagen freigelassen.