Die Contra steht unter Erfolgszwang

■ Honduras will die nicaraguanischen Freischärler loswerden / Die USA wollen militärische Erfolge ihrer Schützlinge sehen, um die Contra–Hilfe beim US–Kongreß durchzuboxen / In Managua gibt man sich gelassen über das bevorstehende Einsickern der Contras

Aus Tegucigalpa Süster Strubett

Zwei junge Nicaraguaner in blaugrüner Uniform schlendern gemächlich, die US–amerikanischen M–16–Gewehre lässig über der Schulter, durch die Mittagshitze des kleinen honduranischen Ortes „La Estrella“. Die Campesino–Familien des Dörfchens haben sich verschreckt in ihre Lehmhütten zurückgezogen. Die nur zwei Kilometer von der nicaraguanischen Grenze entfernte Gemeinde hatte bisher noch nie nicaraguanische Freischärler gesehen. Entsprechend groß war auch das Entsetzen, als am 25. Januar plötzlich und unvorhergesehen rund 500 gutbewaffnete „Contras“ am Dorfrand ihr Lager aufschlugen. Saturnino Benavides, Vertreter der Zivilverteidigung und der Produzentenorganisation des Ortes, befürchtet Gegenangriffe der sandinistischen Armee auf das Contracamp und die Verminung der Kaffeeplantagen der Bauern. Seit im letzten Jahr aus dem „Neuen Nicaragua“, dem von der FDN, der größten antisandinistischen Contra–Organisation, beherrschten Ostteil des Departements „El Paraiso“, über 10.000 Kaffeepflanzer flüchten mußten, steht die Contra in Honduras in einem denkbar schlechten Ruf. Aber die „Freiheitskämpfer“, die vor zwei Tagen aus dem Lager „Espanol Grande“ hierher verlegt wurden, haben nicht vor zu bleiben, sie würden nach Nicaragua weiterziehen, erklärt einer der bärtigen Nicaraguaner. Da aber sandinistische Einheiten die Grenzübergänge der Contrazone bewachen und nach Auskunft eines US–amerikanischen Militärexperten sogar in honduranischen Grenzdörfern auf die Freischärler warten, müssen die FDN–Strategen sich neue Wege nach Nicaragua suchen. Seitdem im Dezember letzten Jahres sandinistische Truppen ins „Neue Nicaragua“ vordrangen und sich dort auch mit der honduranischen Armee Gefechte liefer ten, hat sich der Unmut über die Contra–Präsenz in Honduras weiter verstärkt. Außenminister Lopez Contreras äußerte am 20.1. gegenüber der Presse, die Aufständischen hielten sich „mißbräuchlich“ auf honduranischem Territorium auf. Das honduranische Parlament wird in dieser Legislaturperiode über einen Gesetzentwurf des Abgeordneten Nicolas Cruz Torres zum Abzug der FDN–Truppen entscheiden. Nach Meinung westlicher Diplomaten wird dieser Schritt von Teilen der Unternehmer und sogar in Armeekreisen unterstützt. Für die FDN steht unterdessen die Existenz auf dem Spiel. Die noch ausstehenden 43 Millionen der 100–Millionen–Dollar–Hilfe können im nächsten Monat vom US–Kongreß blockiert werden. Und im Herbst wird die Legislative über die Fortsetzung der finanziellen Unterstützung entscheiden. Die Freischärler müssen beweisen, daß die bisherigen Investitionen in Ausbildung, Versorgung und Ausrüstung Erfolge zeigen. Dabei können sie auf eine Intervention US–amerikanischer Truppen zur Zeit nicht hoffen. FDN–Chef Enrique Bermudez erklärte Mitte Januar in einem Interview der argentinischen Zeitschrift Somos, er habe mit dem Pentagon die Möglichkeit einer Direktinvasion erörtert. Doch eine solche würde zwei Milliarden Dollar kosten und sei als zu kostspielig verworfen worden. „Wir kosten sie nur 100 Millionen und erledigen die Arbeit für sie billiger und mit unseren Männern“, erläuterte der ehemalige Oberleutnant der Nationalgarde des 1979 von den Sandinisten gestürzten Diktators Somoza. Die Aussichten der Freischärler in diesem „Krieg von geringer Intensität“ sind aber alles anderes als rosig. FDN–Sprecherin Adela Icasa hofft zwar, es werde ihrer Organisation gelingen, in den nächsten Monaten vorübergehend kleinere Städte zu besetzen. Der Pressesprecher der US–Botschaft in Tegucigalpa, Arthur Skop, teilt jedoch diesen Optimismus nicht. Hauptziel der FDN sei, so Skop, ihr Aktionsgebiet auszudehnen und politische Unterstützung zu gewinnen. Zu diesem Zweck nahm Mitte des Monats ein Mittelwellensender der Antisandinisten, „Radio Liberacion“, seine Propagandatätigkeit auf. In Managua blickt man dem be vorstehenden Einsickern der Contra mit Gelassenheit entgegen. Die sandinistische Armee, so erklärte Verteidigungsminister Humberto Ortega auf einer Ansprache am Mittwoch, habe den vordringenden Freischärlern allein in diesem Monat 500 Mann Verluste zufügen können und hoffe, die FDN, wenn sie den honduranischen Boden verlasse, endgültig schlagen zu können. Auch honduranische Militärexperten halten es für fraglich, ob sich die Antisandinisten ohne Rückzugsmöglichkeiten längerfristig in Nicaragua werden halten können. Ein junger Rekrut meinte lapidar: „Hinein können sie kommen, aber wer weiß, ob sie wieder herauskommen.“