Kolumbianischer Guerilla–Chef erschossen

■ Jesus Calvo hatte die Führung der Guerillaorganisation EPL übernommen / Bereits 1985 war sein Bruder erschossen worden Waffenstillstand mit Regierung von Guerillabündnis aufgekündigt / Schäden durch Anschläge auf Ölpipelines ausländischer Firmen

Bogota (ips) - Bei einem Feuergefecht mit einer Militärpatrouille in den Außenbezirken der kolumbianischen Hauptstadt Bogota ist der Führer der Guerillaorganisation EPL, Jairo de Jesus Calvo, am Sonntag erschossen worden. Nach Angaben des Militärs, das den Vorfall am Montag abend bekanntgab, war der unter dem Decknamen „Ernesto Rojas“ operierende Calvo zugleich Generalstabschef der Nationalen Guerillaorganisation (CNG), in der sich mehrere Guerillagruppen, darunter die linksnationalistische „Bewegung 19. April“ (M–19) und die castristische ELN, zusammengeschlossen haben. Sein Aufenthalt in Bogota am vergangenen Sonntag habe einem Treffen mit den Führern dieser Gruppen gedient. Anfang Februar war es zu ersten Kontakten zwischen EPL– Vertretern und der Regierung gekommen. Ein dabei vereinbartes Treffen von Unterhändlern beider Seiten in einem EPL–Stützpunkt im Nordosten Kolumbiens kam aus ungeklärten Gründen nicht zustande. Neben anderen Guerillaorganisationen hatte die 1966 gegründete maoistisch orientierte EPL unter Leitung des Bruders des nun ermordeten Guerillaführers Oscar William Calvo im August 1984 mit der damaligen Regierung von Präsident Belisario Betancur ein Waffenstillstandsabkommen geschlossen. Die Guerillaorganisationen warfen den Streikräften wiederholt vor, das Abkommen offen zu verletzen. Als Oscar William Calvo im November 1985 bei einem Anschlag getötet wurde, kündigte die EPL, die nach eigenen Angaben über 5.000 Guerillakämpfer verfügt, den Waffenstillstand auf, und Jairo Jesus wurde Nachfolger seines Bruders. Mit dem Amtsantritt von Präsident Virgilio Barco im August vergangenen Jahres kündigten in der CNG zusammengeschlossene Gruppen eine Ausweitung ihrer Aktivitäten an. Durch Anschläge auf Ölpipelines ausländischer Firmen in Kolumbien sind in den vergangenen Wochen mehrfach Schäden in Millionenhöhe entstanden. Heute hält nur noch die älteste und stärkste Guerilla Kolumbiens, die kommunistische FARC, einen Waffenstillstand aufrecht. Sie hat 1985 eine Partei gegründet: die „Patriotische Union“ (UP), von der bereits über 300 Mitglieder, darunter sechs Stadträte und sogar drei Parlamentsabgeordnete den Todesschwadronen zum Opfer fielen.