P O R T R A I T Profilierte CDUlerin unerwünscht

■ Christa Thoben, Kandidatin für den CDU–Fraktionsvorsitz in Düsseldorf, unterlag gestern gegen den „Meister des rheinischen Klüngels“, Bernhard Worms

Sie gehört zweifellos zu den „neuen CDU– Frauen“. Unabhängig, selbstbewußt, karrierebewußt, der Farbe Lila nicht gänzlich abgeneigt. Eine scharfzüngige Rednerin, den meisten Fraktionskollegen intellektuell überlegen, dazu eine Biedenkopf–Vertraute: „Schlechtere Voraussetzungen sind für eine Kandidatin angesichts der im Düsseldorfer Parlament versammelten geballten Einfalt kaum vorstellbar.“ Und so kam es wie es kommen mußte. Die 45jährige - unverheiratete - Volkswirtin Christa Thoben unterlag dem Postbeamten Bernhard Worms, der, wie geschaffen für die Leitung eines ländlichen Postamtes, nun weiter die CDU– Fraktion im Landtag „führen“ soll. Worms, ein Meister des rheinischen Klüngels (“mir kenne uns, mir helfe uns“), obsiegte, gerade weil er der Gegenkandidatin außer im Klüngeln in keinem Punkt das Wasser reichen kann. Die politische Null an der Spitze, so hat es die Fraktion gewollt und damit konnte Christa Thoben nicht dienen. Gänzlich chancenlos hat sie sich in der letzten Woche allerdings selbst gemacht. Ein in Düsseldorf berüchtigter Welt–Journalist und „Biedenkopf–Verfolger“ spitzte eine Aussage Christa Thobens über die Grünen so zu, daß - wie beabsichtigt - die auf Grün pathologisch reagierende CDU– Meute unisono über sie herfiel. Alles wunderbar „getimt“. Der Inhalt des Welt–Interviews, am Dienstag geführt und am Freitag veröffentlicht, war in der CDU–Spitze in Bonn schon am späten Dienstagabend bekannt. Am Mittwochmorgen schon meldete sich bei Thoben der aufgeregte Bundesgeschäftsführer Radunski. Um diesen Coup zu kontern, mangelte es der Kandidatin schlicht an Abgebrühtheit. Freuen können sich die Sozialde Rau - hat sich zur Hälfte schon mal zerschlagen. Wer der CDU Böses will, kann nur hoffen, daß der zweite Part im befürchteten femininen Duo auch noch maskulin besetzt wird. Jakob Sonnenschein