I N T E R V I E W „Konservativ und nicht präservativ“

■ Der CSU–MdB Klaus Rose fordert ein Verbot von extremen Sex–Szenen im Fernsehen als Abwehrmaßnahme gegen AIDS

taz: Sie haben dafür plädiert, als Maßnahme gegen AIDS im Fernsehen keine Liebes– und Sexszenen mehr zu zeigen. Meinen Sie das ernst? Rose: Im Fernsehen sollten keine extremen Szenen gezeigt werden, die pornoähnlichen Charakter haben. Das habe ich gefordert, mehr nicht. Und wenn Romy Schneider Alain Delon knutscht? Da habe ich absolut nichts dagegen. Sie haben argumentiert, daß Sex–Szenen im Fernsehen zu häufigem Partnerwechsel animieren. Eine sexuelle Stimulanz kann doch auch für die eigene Partnerschaft anregend sein. Wieso muß das zum Partnerwechsel führen? Ich glaube schon, daß die Szenen, die im Fernsehen gezeigt werden weniger dazu führen, Liebesbeziehungen mit wenigen Menschen zu führen, sondern daß sie einen Aufforderungscharakter haben zu vielen Beziehungen kreuz und quer, die dann auch noch als ganz normal angesehen werden. Ein anderer Satz von Ihnen lautet: „Unsere Politik ist konservativ, nicht präservativ“. Das ist zunächst ein Wortspiel. Konservative Politik heißt, daß ich in der Diskussion über AIDS nicht nur für Kondome werbe, sondern mich mehr auf die zwischenmenschlichen Beziehungen und konservativen Werte beziehe. Was sind diese konservativen Werte? Daß sexuelle Beziehungen kein tägliches Bäumchen–Wechsle–Dich–Spiel sind. Eine befreite Sexualität ohne Angst und Schuldgefühle gibt dem Einzelnen auch die Freiheit zur Promiskuität als mögliche Form einer lustvollen Sexualität... Ich kann mir nicht vorstellen, daß Promiskuität und sexuelle Freiheit zusammengehören. Es kann beim einzelnen dazu führen, beim anderen sicherlich nicht. Die sogenannte sexuelle Freiheit hat, glaube ich, sehr viel mehr Elend produziert als wirkliche Freiheit. Von kirchlicher Seite wird häufig argumentiert, daß AIDS so etwas wie eine Strafe Gottes für sexuelle Auswüchse sei. Teilen Sie diese Auffassung? Ich betrachte das nicht als Strafe, sondern als eine natürliche Entwicklung. Wenn man zuviel auf der einen Seite haben möchte, fällt das Pendel auf der anderen Seite zurück. AIDS ist keine Strafe Gottes, aber eine Reaktion der Natur. Auf diese Natur sollte man sich wieder besinnen. Und was soll der Gesetzgeber konkret tun? Unterstützen Sie die bayerische Linie? Ich schließe mich weitgehend den bayerischen Vorschlägen an. Also auch den Grenzkontrollen und Einstellungstests im Öffentlichen Dienst? Wer epidemische Krankheiten hat, muß mit einer Kontrolle an den Grenzen rechnen. Das findet in der ganzen Welt statt. Auch in anderen Ländern muß man nachweisen, daß man nicht aus einem Seuchengebiet kommt. Allerdings bin ich gegen AIDS–Tests im Öffentlichen Dienst. Der Öffentliche Dienst sollte hier keine Sonderstellung haben. Interview: -man