Grüner Spaltpilz

■ Gefährden hessische Grüne Parteizusammenhalt?

Das Schauspiel, das die hessischen Grünen bei der Aufstellung der Landesliste an den letzten beiden Sonntagen geboten haben, ist mehr als ein gewöhnlicher Kampf zwischen zwei Flügeln einer Partei. Der Versuch eines abgeschmetterten Kandidaten, die Liste durch die Justiz für ungültig erklären zu lassen, - und damit faktisch die Teilnahme der Grünen an der Wahl zu vereiteln - hätte die absurde Situation beinahe auf die Spitze getrieben. Beide Fraktionen hegen ein derart tiefes Mißtrauen gegeneinander, daß ihre Wortführer nicht mehr miteinander sprechen können. Jede politische Auseinandersetzung ist von tief sitzenden persönlichen Aversionen geprägt: pathologische Beziehungsstrukturen der Partei–Großfamilie. Dieser Riß durch die hesssischen Grünen wird derzeit offenbar nur noch von der Bundespartei zusammengehalten. In deren Gremien besitzen diejenigen Kräfte, die in Hessen gnadenlos ausgegrenzt wurden, eine Mehrheit. Doch wenn dieses fundamentale Mißtrauen und der daraus resultierende Machtkampf bis aufs Messer diesen Riß weiter vertiefen, ist es nur eine Frage der Zeit, wann der eine Flügel den anderen ganz aus der Partei rauszuschmeißen versucht. Offenbar haben viele der Beteiligten die Nase von den emotionalisierten Auseinandersetzung dermaßen gestrichen voll, daß sie eine Trennung sogar als Erlösung empfinden würden - nur taktische Gründe bremsen noch. Aber eine Spaltung der Grünen an der Linie Fundis–Realos wäre das Ende der Partei, zumindest ihrer Attraktivität. Wenn diese Gefahr abgewendet werden soll, müssen sich die Fraktionen dringend etwas zur innerparteilichen Integration der verschiedenen Flügel einfallen lassen. Thomas Hartmann