Wider die Unnatur

■ Kardinal Ratzinger zieht gegen Gen–Technologie zu Felde, oder: Treibt er den Teufel mit Beelzebub aus?

Rom (taz) - Wie immer, wenn es in den Lauf der bösen Gegenwart einzugreifen gilt, tritt auf der Kardinal Ratzinger, Chef der „Glaubenskongregation“, ehemals als Inquisitionsbehörde bekannt. Nichts da mit künstlicher Befruchtung, auch nichts mit Leihmüttern. Oder doch? Bei der Pressekonferenz kam Ratzingers Assistent Pater Kielly schwer ins Schleudern, nachdem er die Reagenzglas– Zeugung mit dem Hinweis verurteilt hatte, daß da „Tausende von befruchteten Eiern sterben, damit eines von ihnen weiterlebt“. Da fragte doch so ein Beelzebub von der Presse, wie es denn wäre, wenn man „überzählige“ Eier anderen Leihmüttern einpflanzen und die Foeten retten würde? „Das ginge wohl“, fand der Vatikan–Experte - um sich gleich auf die Zunge zu beißen - Leihmütter sind ja auch ethisch nicht zu rechtfertigen. Nur die künstliche Einspritzung des nicht durch Masturbation, sondern im „ehelichen Verkehr“ gewonnenen Samens will Ratzinger nicht ganz ausschließen. Im Klartext: Der Doktor steht mit der Phiole neben dem Bett, holt sich nach Erfüllung der „ehelichen Pflichten“ das Sperma und steuert es an die empfängnisträchtige Stelle. Viel Vergnügen! Werner Raith