: Wider die Unnatur
■ Kardinal Ratzinger zieht gegen Gen–Technologie zu Felde, oder: Treibt er den Teufel mit Beelzebub aus?
Rom (taz) - Wie immer, wenn es in den Lauf der bösen Gegenwart einzugreifen gilt, tritt auf der Kardinal Ratzinger, Chef der „Glaubenskongregation“, ehemals als Inquisitionsbehörde bekannt. Nichts da mit künstlicher Befruchtung, auch nichts mit Leihmüttern. Oder doch? Bei der Pressekonferenz kam Ratzingers Assistent Pater Kielly schwer ins Schleudern, nachdem er die Reagenzglas– Zeugung mit dem Hinweis verurteilt hatte, daß da „Tausende von befruchteten Eiern sterben, damit eines von ihnen weiterlebt“. Da fragte doch so ein Beelzebub von der Presse, wie es denn wäre, wenn man „überzählige“ Eier anderen Leihmüttern einpflanzen und die Foeten retten würde? „Das ginge wohl“, fand der Vatikan–Experte - um sich gleich auf die Zunge zu beißen - Leihmütter sind ja auch ethisch nicht zu rechtfertigen. Nur die künstliche Einspritzung des nicht durch Masturbation, sondern im „ehelichen Verkehr“ gewonnenen Samens will Ratzinger nicht ganz ausschließen. Im Klartext: Der Doktor steht mit der Phiole neben dem Bett, holt sich nach Erfüllung der „ehelichen Pflichten“ das Sperma und steuert es an die empfängnisträchtige Stelle. Viel Vergnügen! Werner Raith
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen