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Wanzen–Diplomatie zum Zweiten

■ Dritter „Marine“ wegen Spionage in Leningrader US–Konsulat festgenommen / Neues über Botschafts–Spionage in Ost und West / Shultz sieht „dunkle Schatten aufziehen“

Washington (ap/dpa/taz) - Da warens nunmehr drei: In einem Militärcamp in Kalifornien wurde der Ex–Marine an der Leningrader Botschaft, Joseph Weirick, unter Spionageverdacht verhaftet. Zwei weitere Wachleute der US–Botschaft in Moskau waren kürzlich wegen Spionage festgenommen worden. Und wäre nicht Frühling, könnte man glatt meinen, es sei Sommer(loch)zeit. Jüngste „Enthüllungen“ jedenfalls bewegen sich auf gleichem Niveau wie der „Botschaftskrieg“ kurz vor dem Besuch des US–Außenministers Shultz am morgigen Samstag in Moskau. Washington Post dreht den Spieß um; sie zitiert einen neunseitigen Bericht des am Bau der sowjetischen Botschaft in Washington beteiligten Architekten Warnecke: Auch die Amerikaner hätten versucht, Wanzen in dem Rohbau zu verstecken. Daher hätten die Sowjets nochmals 180.000 Dollar in den schon 65 Mio. teuren Bau gesteckt, um die Fensterrahmen durch dicken Marmor zu ersetzen - denn: im Kitt verstecken sich Wanzen gut. US–Präsident Reagan blieb auch nicht untätig und kündigte am Mittwoch an, den Sowjets werde der Einzug in ihr neues Botschaftsgebäude vorerst nicht erlaubt werden. Vielleicht werde man auch die Abrißbirne zum zweiten Mal an der Moskauer US–Botschaft ansetzen müssen. Für die dortigen Sicherheitspannen hat gestern Außenminister Shultz die Verantwortung übernommen und behauptet, daß dies „dunkle Schatten“ auf seine Gespräche in Moskau werfe. Die Verletzung der Souverän untergebracht sein. Für die UdSSR jedenfalls sind die „angeblichen sowjetischen Infiltrationen in Moskau“ Kalter (Krieger)Kaffee. Das würden die USA immer inszenieren, wenn „irgendein ernsthaftes Geschäft“ bevorstehe, so der stellvertretende Außenminister Petrowski. AS

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