Waffendebatte für Herzog deplaziert

■ Diskussion um Waffenlieferungen an Saudi–Arabien halten an / Israels Präsident Herzog in Berlin

Berlin (dpa/taz) - Die Diskussionen über mögliche Waffenlieferungen der Bundesrepublik an Saudi–Arabien hielten auch am Donnerstag an, nachdem der bayerische Ministerpräsident Strauß am Mittwoch solche Rüstungsausfuhren befürwortet hatte. Der israelische Staatspräsident Herzog bezeichnete die Äußerungen des CSU–Chefs als „deplaziert“. Am vierten Tag seines zu Ende gehenden Staatsbesuchs betonte er am Abend vor Journalisten in Berlin die „historische Verantwortung, Israel bei seiner Existenzsicherung zu helfen und sich jeglicher Akte zu enthalten, die jene stärken könnten, die den Kriegszustand mit Israel aufrechterhalten“. In einem Interview hatte sich Herzog bereits am Nachmittag „verblüfft und überrascht“ über den Zeitpunkt gezeigt, den Strauß für seine Äußerungen gewählt hat. Der israelische Staatspräsident fügte hinzu, daß ihm der Standpunkt von Strauß ansonsten bekannt sei. Fortsetzung auf Seite 2 Kommentar auf Seite 4 Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Galinski, hatte unterdessen eine Stellungnahme Kohls verlangt und Strauß vorgeworfen, „nicht zu ermessen, was der Besuch eines israelischen Staatspräsidenten 42 Jahre nach dem Zusammenbruch des nationalsozialistischen Regimes für die Bundesrepublik bedeutet“. Aus Bonn hieß es dazu bis zum Nachmittag jedoch nur lapidar, daß die Bundesregierung bisher keine Stellungnahme zu der erneut entbrannten Diskussion über die Waffenexporte plane. Herzog begann seinen Besuch in Berlin am Morgen mit der Niederlegung eines Kranzes an der Gedenkstätte Plötzensee. Zwi schen 1933 und 1945 waren mindestens 2.500 Menschen von den Nationalsozialisten in Plötzensee hingerichtet worden. Am Abend nahm dann der israelische Staatspräsident vor der Berliner Pressekonferenz eine Gesamtwertung seiner Reise vor und hob dabei die grundsätzliche Bedeutung seines Staatsbesuchs hervor. In Anwesenheit von Bundespräsident Weizsäcker ging er nur kurz auf die Waffenexportdiskussion ein und ließ dann keinen Zweifel an dem belasteten Verhältnis zwischen beiden Völkern. Er machte noch einmal deutlich, daß „die Vergangenheit wie eine unsichtbare Mauer“ zwischen beiden Völkern sei, „eine Mauer, vor der wir nur schweigend stehen können, da sie durch die Millionen meines Volkes, die in Flammen und Gas auf dem Boden dieses Landes und Europas umgekommen sind, errichtet wurde“.