piwik no script img

Neuformierung der Schwulen

■ Einstimmig beschloß Schwulenkongreß der Grünen die „Bundesarbeitsgruppe Schwulenpolitik“ Volker Beck begründet Neuanfang mit „Inaktivismus“ in Sachen AIDS

Aus Bonn Matthias Geis

Zum Schwulenkongreß „Sumpfblüten im Sonnenblumenfeld“ trafen sich am Wochenende im Haus Wittgenstein bei Bonn ca. 6O Teilnehmer, um über Perspektiven schwuler Politik bei den Grünen zu diskutieren. Einstimmig beschlossen wurde die Neuformierung der Schwulen in der Partei in einer „Bundesarbeitsgruppe Schwulenpolitik“. Sie soll die bisherige „Arbeitsgruppe Schwule, Päderasten und Transsexuelle bei den Grünen“ ersetzen. Die „Notwendigkeit eines Neuanfangs“ begründete Volker Beck, Mitinitiator des Kongresses, mit der Unfähigkeit der bisherigen AG, eine aktive Schwulenpolitik innerhalb der Grünen zu betreiben. Weder zu Volkszäh lung noch zu AIDS habe die AG eine Initiative zuwege gebracht. Dieser Inaktivismus habe dazu geführt, daß sich die meisten Landesverbände aus der bisherigen Schwulen–AG zurückgezogen hätten. Aufgrund dieser Situation hatten am Wochenende auch die bisherigen AG–Mitarbeiter für eine Neuformierung der Grünen Schwulenpolitik votiert. Neben dem Vorwurf des „Inaktivismus“ spielen jedoch auch inhaltliche Gründe eine Rolle bei der Neuorganisation. So dürfte sich mit der Neugründung der AG zugleich eine moderatere Argumentation schwuler Politik durchsetzen: Die „Fixierung auf die reine Lehre“, etwa die bedingungslose Abschaffung des Sexualstrafrechts, hält Volker Beck für „unsinnig“, wenn nicht zugleich eine Diskussion über mögliche Umsetzungsstrategien geführt werde. Als Schwerpunkte der nächsten Zeit wurden die aktive Beteiligung an der VOBO–Bewegung und ein „Aktionsprogramm AIDS“ in Aussicht gestellt. Nach einhelliger Auffassung der Kongreßteilnehmer sollen dadurch jedoch die „klassischen“ Themen schwuler Emanzipation nicht verdrängt werden: Nach wie vor gehe es um die Weiterentwicklung des Grünen Konzepts für einen Pluralismus der Lebensformen.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen