IRA–Bombe tötet hohen Richter

Dublin (taz) - Der zweithöchste nordirische Richter, Lord Maurice Gibson, und seine Frau Cecely sind am Samstag durch eine ferngezündete IRA–Bombe getötet worden. Gibson und seine Frau befanden sich auf dem Rückweg von Dublin nach Belfast, nachdem sie einen Kurzurlaub in Frankreich verbracht hatten. Die südirische Polizei eskortierte den Wagen des Richters bis zur nordirischen Grenze, wo der Begleitschutz von der RUC (Nordirische Polizei) übernommen werden sollte. Die 500–Pfund–Bombe explodierte auf der kurzen Strecke im Grenzgebiet, als der Wagen unbegleitet war. Nach dem Attentat wurde bekannt, daß die RUC unübersichtliches Grenzgebiet meidet, seit im März 1985 an derselben Stelle vier Polizisten durch eine ähnliche Bombe geötet worden waren. Der Doppelmord hat eine Krise in der Zusammenarbeit zwischen den Polizeikräften beider Teile Irlands ausgelöst. Es ist offensichtlich, daß die IRA über detaillierte Informationen der Sicherheitsvorkehrungen verfügte. Die Polizeibehörden beschuldigten sich am Samstag gegenseitig, einen IRA–Informanten in ihren Reihen zu haben. Heute tritt die Polizeiführung zusammen, um festzustellen, welchen Polizeibeamten die Informationen zugänglich waren. Das Attentat auf Gibson ist der bisherige Höhepunkt einer verstärkten IRA–Kampagne in diesem Jahr. Die IRA bezeichnete den Richter jetzt als „Repräsentanten des korrupten nordirischen Rechtssystems, dem endgültige Gerechtigkeit widerfahren ist“. Gibson hatte 1984 Polizisten freigesprochen, nachdem sie drei unbewaffnete IRA–Mitglieder mit 109 Kugeln durchsiebt hatten. Damals sagte Gibson, den IRA–Männern sei „endgültige Gerechtigkeit widerfahren“. Ralf Sotscheck