Funaros Rücktritt stärkt Brasiliens Gläubigerbanken

■ Der Ex–Finanzminister hatte das Schuldenmoratorium konzipiert / Auch der Widerstand gegen den harten Sanierungskurs schwächte seine Stellung

Von Gabriela Simon

Berlin (taz) - Brasiliens Gläubiger können einen ersten Sieg verbuchen. Am Sonntag hat der brasilianische Finanzminister Dilson Funaro seinen Rücktritt erklärt. Gründe für seinen Schritt nannte er nicht. Er war der für die Schuldenpolitik Brasiliens maßgebliche Politiker gewesen. Zwei Monate ist es nun her, daß Brasiliens Präsident Sarney erklärt hatte, den größten Teil der Zinszahlungen an die ausländischen Gläubiger bis auf weiteres einzustellen. Mit inzwischen 110 Mrd. Dollar Auslandsschulden ist Brasilien der größte Schuldner der Dritten Welt. Funaro galt als der Architekt dieses Moratoriums. Er repräsentierte eine harte Linie gegenüber den Gläubigerbanken. „Wir wollen über unsere Schulden neu verhandeln, aber wir werden nicht über unser internes Programm verhandeln“, bekräftigte er noch auf der Frühjahrstagung des IWF Mitte April in Washington. Hauptkonfliktpunkte zwischen Brasilien und seinen Gläubigern sind die Höhe der Zinsen und die Forderung der Banken, die brasilianische Wirtschaftspolitik einem Auflagenprogramm des IWF zu unterwerfen. Einige Wochen nach dem Beginn des Zahlungsstopps hatten sich die Gläubiger auf eine neue Forderung verständigt: Funaro muß weg - sonst gibt es keine Verhandlungen. „Entweder gibt es einen Wechsel zu einer orthodoxen Wirtschaftspolitik in Brasilien, oder es gibt einen Ministerwechsel“, hatte ein Mitarbeiter des US–Finanzministers Baker seine Forderung unmißverständlich klargemacht. Zusätzlicher Druck wurde auf die politische Führung Brasiliens noch dadurch ausgeübt, daß die großen US–Banken dazu übergingen, die kurzfristigen Kreditlinien für Brasilien zu reduzieren. Sie zielten damit auf einen Lebensnerv der brasilianischen Wirtschaft, da fast der gesamte Außenhandel über diese kurzfristigen Kredite abgewickelt wird. Funaro war aber auch innenpolitisch - von links wie von rechts - immer stärker unter Beschuß geraten. Der von ihm maßgeblich mit ausgearbeitete Cruzado–Plan zur Bekämpfung der Inflation ist schon vor Monaten gescheitert. Fortsetzung auf Seite 6 Kommentar auf Seite 4 Nicht nur aus den Unternehmerverbänden, sondern auch von Seiten der linken Gewerkschaften - die zu den konsequentesten Verfechtern des Moratoriums gehö ren - wurde deshalb die Kritik an Funaros Wirtschaftspolitik immer lauter. Während sich die Konfrontation mit den ausländischen Gläubigern zuspitzte, wurden im Land Streiks mit teilweise brutalen Methoden bekämpft. Vereinzelt wurde sogar Militär gegen die Streikenden eingesetzt. Funaros Nachfolger steht bis jetzt noch nicht fest. Die Banken setzen auf einen „gemäßigten“ Politiker, der bereit ist, seine wirtschaftspolitischen Strategien den Vorstellungen der Gläubiger anzupassen.