Rechtsrutsch

■ Zum Ergebnis der Wahlen in Südafrika

Das Ergebnis der weißen Wahlen in Südafrika bestätigt lediglich den seit Anfang des Jahrhunderts zu beobachtenden Trend des kontinuierlichen Rechtsrutsches des südafrikanischen Regierungssystems. Sobald sich die mit zunehmend rassistischeren Programmen an die Macht gekommenen Regime unter dem Druck der liberalen Wirtschaftsvertreter und der schwarzen Bevölkerungsmehrheit zu „Reformen“ des sich langsam entwickelnden Apartheidsystems bereit erklärten, spalteten sich am rechten Rand der Regierungsparteien Gruppen ab, die nach wenigen Jahren die Regierung ablösten. Vor allem in Krisenzeiten erhielten die Rechtsabweichler großen Zulauf von den armen Weißen, die sich dagegen wehrten, mit den Schwarzen auf dem Arbeitsmarkt konkurrieren zu müssen. Daß nur etwa ein Fünftel der rund drei Millionen weißen Wähler für eine Aufhebung der Rassentrennungspolitik eintreten, wird die schwarze Opposition in ihrer Entschlossenheit nicht bremsen, das Apartheidsystem abzuschaffen. Im Gegenteil: der Teil der außerparlamentarischen Opposition, der schon seit längerem den bewaffneten Kampf gegen das Apartheidregime propagiert, wird an Bedeutung gewinnen. Spätestens seit den Erfahrungen mit dem Ausnahmezustand, in dem Tausende verhaftet und verschleppt wurden, bereitet sich die Opposition auf einen langen Kampf im Untergrund vor. Die Wahlen haben erneut gezeigt, daß die Buren zu Verhandlungslösungen nicht bereit sind. Damit ist auch die Hoffnung der liberalen Südafrikaner auf eine friedliche Lösung zerbrochen. Michael Fischer