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Wo sind sie geblieben?

■ Analyse der Stimmenverluste der GAL

Hamburg (taz) - Am 9. 11. 1986 erreichten die Hamburger Grünalternativen erstmals 100.000 Stimmen (10,4 114.000 (elf Prozent). Nichts schien den kontinuierlichen neunjährigen Aufwärtstrend der Grünen in Hamburg stoppen zu können. Bis Sonntag abend: Da waren es nur noch 69.000, sieben Prozent. Der Weg der über 30.000 verlorenen Grünen ist eindeutig: Fast alle strömten zur SPD, einige zur FDP und ganz wenige zur CDU. Die Verluste der GAL sind flächendeckend relativ gleichmäßig. Mit kleinen Besonderheiten: Eindeutig überdurchschnittlich verlor sie in den Vierteln hoher Wohnqualität entlang der Elbe und der Alster, wo alteingesessener Reichtum und neue Mittelschicht die Annehmlichkeiten bürgerlichen Wohnens auskosten. Von früher durchgängig zehn Prozent sackte die GAL hier auf teilweise unter fünf Prozent. Vergleichsweise stabil blieb die GAL in ihren Hochburgen, die geringsten Verluste erlitt sie dort, wo sie früher schon schwach war, in den reinen Arbeitervierteln. Einen Schock muß der Frauenliste dagegen das Verhalten der Wählerinnen versetzen: Bei den Frauen zwischen 18 und 25 implodierte die GAL von 28,5 auf 15 Prozent. Insgesamt wählten nur 6,4 zu 8,5 Während die Grünen bei den Menschen über 50 nur ganz geringfügig verloren, erlitten sie bei den Jungwählern und den 35– bis 45jährigen, dort, wo sie zuletzt besonders zugelegt hatten, dramatische Einbrüche. Die 25 - 35jährigen bilden - mit jetzt noch 22 das Rückgrat der Grünen–Wählerschaft. Schüler und Yuppies, Frauen und die neue Mittelschichten - hier verlor die GAL die Wahl. Florian Marten

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