Gestern in der Frauenredaktion

Die neueste Tickermeldung heute früh verdarb mir gleich die Laune. Süssmuth/Frauen stand oben drüber. Geht es so weiter, ist die Frauenredaktion bald überflüssig, und wir sind arbeitslos. Nie können wir die Sache des Feminismus so entschlossen– charmant, liebenswert–effektiv vertreten, wie unsere Frauenministerin das tut. Bei einer Tagung der katholischen Frauengemeinde rief sie allen Frauen im Land ein aufmunterndes „Ja zur Macht“ zu. Macht im Sinne der Einflußnahme, nicht des Mißbrauchs, versteht sich. Letztes Jahr, erinnerte ich mich, war „Frauen und Macht“ das Thema der autonomen Frauen von Freiburg bis Bremen. Dieses Jahr bekommen wir es hochoffiziell: Traut euch was, nehmt Einfluß auf die Gesellschaft. Gleichberechtigung ist nicht als „Einpassen in die vorgegebenen Strukturen“ zu verstehen. Wer könnte es treffender sagen? Nur die Formulierung, Frauen sollten die „Rolle des Frühwarnsystems für die Gesellschaft“ übernehmen, läßt den letzten Schliff an feministischer Schulung noch vermissen. Da ist ein klein wenig zuviel an militärischem Zungenschlag. Außerdem haben die Theoretikerinnen der Bewegung längst klar gemacht, daß das Rollenangebot der rettenden Warnerinnen nur ein Trick ist, um Frauen noch eine nette, kleine Aufgabe zuzuschustern. Aber wer weiß, nicht umsonst ist Flexibilität das Lieblingswort der CDU. Vielleicht heißt nächstes Jahr, zum zweiten Jahrestag von Tschernobyl zum Beispiel, die Parole schon: Frauen verweigert Euch! lu