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Stabis und Stasis

■ Berlin West und Ost rücken näher zusammen

Selbst bei dem handverlesenen Jubelpublikum für Reagan tauchten die seit Freitag im schönsten orwellschen Deutsch „Stabilisatoren“ (Stabis) genannten jungen männlichen und weiblichen Zivilpolizisten dreitausendfach auf. Beauftragt, bei dem geringsten Zeichen oppositioneller Regung die Akteure aus der Menge „herauszugreifen“, taten sie exakt das gleiche, wie ein paar Tage zuvor die ebenso jungen wie alerten Kollegen von der Staatssicherheit im anderen Teil der Stadt. Während der Osten schwieg, delektierten sich die Westmedien am Pfingstwochenende mit der Verbreitung demokratischer Moral und der Verurteilung der „Prügelorgien der Volkspolizei“ gegen junge DDR–Rockfans. Das Westradio trug mit O–Tönen sogar zur Entwicklung des Protestes bei. Im Gegenzug klagt der Osten mit Reportagen über die Polizeiaktionen während des Reagan–Besuches in Berlin West jetzt vehement den „erbarmungslos zuschlagenden Polizeibüttel“ des Westens an. Indem man in der DDR den Opfercharakter des „friedlichen West–Demonstranten“ herausstellte und angesichts der Pfingstereignisse im Osten hierzulande den „Hauch von Kreuzberg über Prenzlau“ als Propagandawaffe entdeckte, verdrehte man auf beiden Seiten die Eigenständigkeit und die politischen Intentionen des Protestes. Politische Selbstbestimmung ist offensichtlich für beide Seiten gleich gefährlich. Daß die Ostmedien nicht über die Ereignisse am Brandenburger Tor berichteten, überrascht wohl kaum. Daß die Absperrung Kreuzbergs von den staatstragenden Westmedien hingenommen und der Reaganbesuch zu einem einzigen Propagandafeldzug umgemünzt werden kann, ist erschreckend. Beide Seiten sind sich ein Stück ähnlicher geworden. Sie halten sich gegenseitig den Spiegel vor. Erich Rathfelder

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