„Ich verliere jemanden“

■ Stimmen zum Abtritt von Willy Brandt

Karsten Voigt (MdB): „Ich verliere jemanden, mit dem mich tiefe Emotionen verbinden, nicht zuletzt, weil ich Willy Brandt auf dem Parteitag 1970 - angesichts des Vietnamkrieges - vorgeworfen habe, er würde mit dem amerikanischen Imperialismus kooperieren. Daß ich ihm dies unterstellte, darüber war er hell empört. Im Laufe der Zeit habe ich ihn als jemanden kennengelernt, der einer der wenigen ist, die noch voll in der Tradition der linken Arbeiterbewegung verwurzelt sind.“ Prof. Richard Löwenthal: „Willy Brandt hat große Verdienste um die Partei, war aber in der letzten Zeit weniger leistungsfähig als früher. Er muß jetzt in einer würdigen Weise zu einer neuen Rolle gelangen.“ Michael Müller (MdB): „Willy Brandt war einer der Menschen, die dazu beigetragen haben, daß man 1969 stärker in der Partei aktiv geworden ist.“ Horst Niggemeier (MdB): „Willy Brandt verkörpert eine SPD–Geschichte mit vielen Erfolgen, Höhen und Tiefen. Die Auszeichung mit dem Friedensnobelpreis hat auf mich einen tiefgreifenden Eindruck hinterlassen und dazu beigetragen, die SPD als Partei des Friedens auszuweisen.“ Wehmut? „Statt Wehmut muß jetzt Zukunftsmut entwickelt werden, um mit Jochen Vogel die vor uns liegenden Aufgaben zu bewältigen.“ Klaus v. Dohnanyi: „Sein Abtritt bedeutet eine tiefe Zäsur für die Republik und die SPD. Es ist ein großer Verlust, ihn nicht mehr als Vorsitzenden zu haben, aber wir verlieren ihn ja nicht als Menschen.“ J.S.