Wirtschaftsverhör
: Tragfähige Lösung

■ Uwe Holtz, für die SPD Vorsitzender des Bundestags–Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit, zum "Abs–Modell"

taz: Was halten Sie vom Modell? Holtz: Die Abs–Regelungen von London und Indonesien können den Weg zeigen für eine dauerhafte Entschärfung der Verschuldungsbombe, könnten zu einem Durchbruch zu einer tragfähigen Lösung als Alternative zum gegenwärtigen sich–durch– und weiterwurschteln in der Verschuldungskrise der Länder der Dritten Welt werden. Glauben Sie, daß das Abs–Modell zu einer Position der SPD werden sollte und könnte? Ja, das wird es. Die SPD hat bereits im November 1986 als Fraktion ein Positionspapier zur Verschuldungskrise verabschiedet. Dort ist unter anderem der Erlaß der Schulden für die am wenigsten entwickelten Schuldnerländer vorgesehen, verbunden mit dem teilweisen Erlaß der Schulden für andere Entwicklungsländer in besonders begründeten Fällen. Das Abs–Modell beruht ja darauf, daß es vor allen Dingen um eine Vergleichslösung geht. Und bei diesem Vergleich soll es zu einem teilweisen Verzicht der Forderungen kommen. Wir Sozialdemokraten haben vor, dementsprechend konkrete Vorschläge im Bundestag zu unterbreiten. Halten Sie das Abs–Modell für eine realisierbare Lösung? Da kommt es auf den politischen Willen an, genauso wie es auf den politischen Willen bei den Gläubigerstaaten gegenüber der Bundesrepublik 1952/53 ankam, und auch auf den politischen Willen aller Beteiligten bei der Indonesien–Umschuldung. Die Bundesregierung gehörte damals auch zu denen, die gezögert haben, die wegen einer angeblichen Präjudizwirkung damals nicht für die Abs–Vorschläge waren. Erst mit der sozial–liberalen Koalition Ende 1969 hat dann das Finanzministerium seine zögernde Haltung aufgegeben. Ich schätze, daß es auch jetzt darum gehen wird, besonders das Finanzministerium davon zu überzeugen (neben den kapitalfreundlichen Teilen in der Regierungskoalition), daß eine solche Abs–Regelung, die nicht schematisch von damals auf heute übertragen werden kann, einen Orientierungsrahmen bietet. Das zu übernehmen wäre heute wichtig für beide Seiten, für Nord und Süd, für die Bundesrepublik wie auch die Entwicklungsländer, die unter der Verelendung zu leiden haben. Interview: Gabriela Simon McCASH FLOWS ORAKEL