Kein gelbes Trikot für Didi Thüroo

■ Tour–Start in Berlin: US–Fahrer wollten in die DDR radeln / Autofreier Kudamm / Verkehrschaos rundum

Vom Sattel Vera Gaserow

Mit der gerade noch zulässigen Autogeschwindigkeit sausten gestern statt der üblichen Blechkisten 200 Männer mit glitzernden Trikots, windgestylten Helmen und absonderlich ausgeformten Waden auf schnittigen Rädern über den Berliner Kurfürstendamm. Das ganze nannte sich „Start der Tour de France“ und bescherte den Berlinern nicht nur eine autofreie Innenstadt sondern auch ein kräftiges Verkehrschaos. Erstmals wurde, zu Ehren des 750jährigen Jubiläums der Mauerstadt, das Nationalheiligtum der Franzosen, die Tour, in einem so weit entlegenen Ort und noch dazu auf einer Insel gestartet. Die Berliner trugen dieses von den Medien als „größtes Nachkriegsereignis“ gefeierte Vier–Millionen–Spektakel mit Fassung. Nur die Rennfahrer selber wollten sich offensichtlich nicht mit der Situation abfinden und stießen - im wahrsten Sinne des Wortes - an die Grenzen einer Tour de France in der Mauerstadt: Weil sie ihr Begleitfahrzeug aus den Augen verloren hatten, radelten elf US–Tour–Stars beim Trainingslauf am DDR–Grenzkontrollpunkt aus Versehen weiter. Den verstörten DDR–Grenzern fiel angesichts dieses Ansturms nur das routinemäßige „Ihre Pässe bitte“ ein. Da die US–Radler die wohl kaum in der Trikottasche hatten, machten sie postwendend kehrt. Das erste gelbe Trikot der Tour brachte ihnen dieser Ausreißversuch aber trotzdem nicht ein. Das gewann beim gestrigen Einzelzeitfahren der Niederländer Nijdam, obwohl die Berliner es für ihren Liebling Didi Thurau reserviert hatten, der nur sechster wurde.