Bonn will Rüstung bei Daimler konzentrieren

■ Bonner Wirtschaftsministerium bestätigt Meldungen über Einstieg der Daimler AG bei MBB / Bayern, Hamburg und Bremen sollen ihre Anteile abgeben

Von K. Wolschner und U. Kulke

Berlin (taz) - Der Daimler–Konzern, seit seiner Übernahme der Rüstungsbetriebe MTU, Dornier und AEG ohnehin größte Waffenschmiede der Bundesrepublik, soll jetzt auch noch bei Messerschmitt–Bölkow–Blohm (MBB) einsteigen. Dies meldet die Zeitschrift Wirtschaftswoche in ihrer morgigen Ausgabe. Nach Informationen des Blattes soll die bisherige Daimler–Tochter Dornier 220 Mio. Mark Bundessubventionen zur Entwicklung eines Flugzeuges erhalten, wenn sich das ursprüngliche Automobilunternehmen an dem zur Zeit noch defizitären Airbus–Geschäft MBBs beteiligt. Das ganze soll zur Zeit Gegenstand von Verhandlungen zwischen den Regierungen in Bonn und München sein. Laut Wirtschaftswoche sind von den drei MBB– Teilhaberländern Bayern, Bremen und Hamburg die beiden ersteren zum Teilverkauf zugunsten Daimlers bereit. Gegenüber der taz bestätigte ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums die „intensiven Verhandlungen“. Man wolle die bisherige Länderbesitz– Mehrheit in eine industrielle Mehrheitsbeteiligung überführen. Dabei soll ein Konzern offenbar die Führerschaft überneh men. Der Ministeriumssprecher bestreitet nicht, daß damit ein einziges machtvolles Rüstungsmonopol entstehen würde: „Ich sehe das Problem, aber es gibt kaum geeingnete Partner“. Daimler– Vorstand Breitschwerdt bestätigte bei der gestrigen Hauptversammlung des Konzerns ebenfalls die Übernahmeverhandlungen. In den betroffenen Bundesländern herrscht noch Unkenntnis und Verwirrung vor. Der zuständige Sachbearbeiter im bayerischen Finanzmisterium, Schwarzmeier, hatte davon in der Zeitung gelesen. Der Sprecher des Hamburger Senats meinte, es gebe „nur Gerüchte“ in Wirtschaftskreisen, „überhaupt keine Verhandlungen“ und auch kein Interesse des Landes, seinen Einfluß auf MBB aufzugeben. Die Hamburger FDP, mit der der SPD– Minderheitssenat in Koalitionsverhandlungen steht, fordert die Privatisierung der MBB–Anteile nicht, erklärte FDP–Wirtschaftssprecher Wiegand. In Bremen erklärte der Senatsdirektor des Wirtschaftsressorts, Haller, die Sache sei noch „nicht spruchreif“. Bisher, erklärt der für Luft– und Raumfahrt zuständige Referent des Wirtsschaftsressorts, Nordmann, sei nur über eine mögliche Kapitalerhöhung gesprochen worden. Dies sei das Ziel des Bundeswirtschaftsministers. Noch vor drei Wochen habe Daimler allerdings keinerlei Interesse gezeigt, über eine Kapitalerhöhung bei MBB einzusteigen.