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VEW und ihre Aktionäre zufrieden

■ Jahreshauptversammlung der Vereinigten Elektrizitätswerke Westfalen zieht positive Geschäftsbilanz Erhöhter Bilanzgewinn trotz sinkenden Stromabsatzes / taz–Aktionärin doch als Berichterstatterin zugelassen

Aus Dortmund Petra Bornhöft

Mit „Verlauf und Ergebnis des Geschäftsjahres 1986 zufrieden“ zeigten sich gestern Vorstand und 1.100 anwesende Aktionäre bei der Jahreshauptversammlung der Vereinigten Elektrizitätswerke Westfalen (VEW) in Dortmund. Aus dem leicht gestiegenen Jahresbilanzgewinn in Höhe von 120 Millionen DM genehmigten sich die Anteilseigner eine Dividende von 6,00 DM pro 50–Marks–Aktie (gegen 0,0029 Prozent der Stimmen). Mit Optimismus blickte der Vorstandsvorsitzende Prof. Klaus Knizia in die Zukunft, denn trotz Tschernobyl gehe der Ausbau der Kernenergie international weiter. So auch bei der VEW, deren Atomstromanteil jetzt bei nur vier Prozent liegt. Längerfristig, nach Inbetriebnahme des neuen AKW Emsland ab Sommer 1988 soll dieser Anteil auf ein Viertel des VEW–Stromaufkommens steigen. Eine damit verbundene Ausweitung der Stromproduktion stieß bei (wenigen) Aktionären auf Bedenken, denn selbst am Tag der Jahreshöchstlast im Februar 1986 waren die VEW–Kapazitäten nur zu 76 Prozent ausgelastet. Zudem sank der Stromabsatz im vergangenen Jahr um ein Prozent. Wegen der auch für 1987 zu erwartenden „moderaten Absatzentwicklung“ (Knizia) setzt das Unternehmen auf den AKW–Export, speziell der Reaktorlinie des Hochtemperaturreaktors THTR 300. Offenbar mit Blick auf sozialdemokratisch orientierte, kommunale Aktionäre und den Aufsichtsratsvorsitzenden Günther Samtlebe, SPD–OB aus Dortmund, beklagte Knizia, daß die „technische Pionierleistung wie die Fertigstellung des THTR 300“ zwar in Ost und West „mit gebührendem Stolz beachtet würde“, aber „bei uns viele verlegen oder opportunistisch beiseite schauen“. Eine konkrete Frage des kritischen Aktionärs Eckard Stratmann (Grünen–MdB) an den Aufsichtsratsvorsitzenden nach Umsetzung des Ausstiegskonzeptes auch bei der VEW beantwortete dieser nicht. Doch Samtlebe versäumte es nicht, zu verkündigen, „daß die Dame von der taz anwesend“ sei. Nach Ausschluß der Korrespondentin durch den VEW–Chefpressesprecher wegen „anhaltend unfairer Berichterstattung“ mußte erst der VEW–Justiziar unmittelbar vor Beginn der Veranstaltung ein Machtwort sprechen. Damit erübrigte sich die Debatte über einen von Aktionären, die der taz per Stimmrechtsübertragung ohnehin Zutritt verschafft hatten, vorbereiteten Antrag auf Zulassung der taz. Samtlebe vor dem Publikum: „Hier wird selbstverständlich niemand ausgeschlossen.“

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