Staatsverschuldung steigt in Japan

Tokio (dpa/taz) - Die japanische Regierung hat am Freitag letzer Woche vor dem zuständigen Ausschuß im Oberhaus die Finanzierungsvorlage für die auf dem Wirtschaftsgipfel in Venedig versprochenen Ankurbelungen der Binnennachfrage eingebracht. Damit handelt sich Ministerpräsident Nakasone kurz vor den Wahlen im Herbst eine neue Rekordhöhe der Staatsverschuldung ein. Vor zehn Jahren lag der Anteil der Staatsschulden am Bruttosozialprodukt (BSP) in Japan bei 16,8 Prozent, am Ende des laufenden Finanzjahres im März 1988 wird er 43,5 Prozent erreicht haben. Die ausstehenden Regierungsanleihen werden dann einen Gesamtwert von 153 Billionen Yen (1.900 Mrd DM) haben. Die hohe öffentliche Verschuldung in Japan scheint paradox angesichts der Tatsache, daß das Land inzwischen zum weltweit größten Gläubiger wurde, und daß die Privatwirtschaft im Geld schwimmt. Der japanische Staat muß sich jedoch immer höher verschulden, weil die Steuern (und die Sozialversicherungsabgaben) im Vergleich zu den westeuropäischen Industrieländern außerordentlich niedrig liegen. Als Nakasone im Frühjahr mit der Einführung einer Mehrwertsteuer scheiterte, rechneten seine Beamten vor, daß in der Bundesrepublik fast die Hälfte des Steueraufkommens aus indirekten Steuern besteht, in Japan wenig mehr als ein Viertel. In der Bundesrepublik würden Einkommen durchschnittlich mit 31, in Japan mit nur 25 Prozent besteuert. geo