Wörner torpediert Doppel–Null–Lösung

■ Verteidigungsminister will „Modernisierung luft– und seegestützter Systeme“ / Eine mögliche Abrüstung wird so durch Umrüstung verhindert

Bonn (ap/taz) - Bundesverteidigungsminister Wörner hat gestern eine neue „Nach“rüstung mit see– und luftgestützten Atomwaffen gefordert, falls es in Genf zu einem Abkommen über den Abbau von Mittelstreckenwaffen über 500 km Reichweite kommen sollte. Auf einer Veranstaltung der Konrad–Adenauer–Stiftung sagte Wörner, durch „Moderni sierung luft– und seegestützter Systeme“ müßten „Optionen in die Tiefe des Warschauer Paktes hinein unter Einschluß des Gebietes der Sowjetunion“ aufrechterhalten werden. Diese Forderungen würden darauf hinauslaufen, die in Westeuropa stationierten Cruise Missiles nicht abzubauen, sondern auf Schiffen zu stationieren. Nach Einschätzung des Rüstungsexperten Hans–Günther Brauch wäre eine solche Umrüstung technisch möglich. Die von Wörner geforderte „luftgestützte Modernisierung“ würde bedeuten, daß NATO–Flugzeuge des Typs F 111 mit Marschflugkörpern montiert würden. Solche Überlegungen sind bereits Mitte Mai auf der NATO–Tagung in Stavanger bekannt geworden. Sollte sich Wörner mit dieser Position durchsetzen, wäre die „doppelte Null–Lösung“ eine völlige Farce, da mögliche Abrüstung durch Umrüstung „kompensiert“ würde. Ohnehin sieht der amerikanische Vertragsentwurf neben „Abbau durch Verschrottung“ auch Umwandlung (“Conversion“) der Pershing II in eine kleinere Pershing–Rakete vor. urs