KAT und Tempolimit

Der Katalysator, der normalerweise rund 90 Prozent der Schadstoffe aus den Autoabgasen herausfiltert, versagt seinen Dienst teilweise bei hohen Geschwindigkeiten oder bei hohen Motordrehzahlen. Diese brisante Erkenntnis, brachte Peter Fassl vom TÜV Bayern in die Diskussion. Die Katalysatorleistung sei vor allem bei Autos mit höherer Leistung eingeschränkt. Die Autohersteller haben ein reines Gewissen: Sie können sich auf den vorgeschriebenen Abgastest berufen. Dabei werden amerikanische Maßstäbe angelegt - und die berücksichtigen nur Geschwindigkeiten bis höchstens 90 km/h. Manche Autohersteller verwöhnen ihre Kunden mit einem kleinen Schalter unterm Gaspedal. Bei vollem Durchtreten bekommt der Motor dann mehr Sprit als dies bei normalem Katalysatorbetrieb möglich wäre. Die Motorleistung wird dadurch gesteigert, gleichzeitig erhöht sich der Ausstoß von Kohlenmonoxid und Kohlenwasserstoffen. Der Umweltexperte der bayerischen SPD Hans Kolo, der selbst ein Kat–Auto fährt, fühlt sich „persönlich angeschmiert“, weil ihn niemand über die Einschränkung der Abgasreinigung aufgeklärt habe. Kolo hat bei der bayerischen Staatsregierung nachgefragt, ob nicht doch Überlegungen für ein Tempolimit die bessere Lösung seien. Eines ist klar: Autos mit Dreiwegekatalysator bringen bezüglich Abgasverminderung am meisten. Das Problem ist nur, daß es zu wenig Kat–Autos gibt. Bisher stellen sie nur einen Bruchteil der als schadstoffarm zugelassenen und damit steuerlich begünstigten Autos, etwa sieben Prozent. Die Umweltorganisationen fordern deshalb seit langem schon zweierlei: geregelte Dreiwegkatalysatoren für alle neuen Pkw so schnell wie möglich und ein Tempolimit von 100 auf Autobahnen, 80 auf Landstraßen und 30 in der Stadt. Die waldzerstörenden Stickoxid–Ausstöße des Kfz–Verkehrs könnten damit kurzfristig um etwa 15 Prozent und langfristig um etwa 60 Prozent verringert werden. Helga Keßler