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Bombenanschlag in Johannesburg

■ Bei einem schweren Anschlag im Zentrum der Stadt wurden etwa 100 Menschen verletzt / Militärzentren als Ziel / Afrikanischer Nationalkongreß (ANC) als Urheber vermutet

Aus Johannesburg Hans Brandt

(taz) - Eine massive Autobombe, die gestern im Zentrum von Johannesburg explodierte, hat zwar niemanden getötet, jedoch etwa 100 Menschen zum Teil schwer verletzt und Teile des Witersrand– Militärhauptquartiers der Stadt zerstört. Die Bombe explodierte kurz vor zehn Uhr morgens in einer Seitenstraße hinter dem Militärgebäude gegenüber dem Diamanten–Club und der benachbarten Johannesburger Diamantenbörse. Ein Dach in dem Militärhauptquartier wurde durch die Wucht der Explosion eingerissen. Auch ein benachbartes Kinozentrum, in dem in acht verschiedenen Kinos um zehn Uhr die Morgenvorstellungen beginnen sollten, wurde schwer beschädigt. Verletzte Schwarze und Farbige kamen in ein nahegelegenes Krankenhaus für Schwarze, die verletzten Weißen wurden in ein Weißen–Hospital eingeliefert. Auch die Diamantenbörse wurde schwer getroffen. Ein Diamantenhändler berichtete, in allen Büros lägen verstreut Diamanten. In einem Umkreis von mehreren Hundert Metern gingen die Fensterscheiben zu Bruch. In dem Militärzentrum sollen sich zur Zeit der Explosion etwa 500 Soldaten aufgehalten haben, die zum Monatsende ihren Sold abholen wollten. In einer ersten offiziellen Reaktion machte der südafrikanische Staatspräsident Pieter W. Botha „Terroristen, die von gottlosen Kommunisten kontrolliert werden“ für diese „niederträchtige und gefühllose“ Tat verantwortlich. Botha rief alle Südafrikaner dazu auf, sich geschlossen gegen derartige Angriffe zu verteidigen. Nach dem Bombenanschlag herrschten am Ort der Explosion chaotische Verhältnisse. Die umliegenden Straßenzüge wurden in kürzester Zeit von Sicherheitskräften abgeriegelt, Polizeihunde wurden zur Suche nach weiteren Bomben eingesetzt. Etwa eine Stunde lang brach der Verkehr in der Johannesburger Innenstadt zusammen. Dies war die zwölfte Bombenexplosion in Johannesburg in diesem Jahr. Zuletzt detonierte Anfang Juli vor einem Hotel in der Stadtmitte ein Sprengkörper. In ganz Südafrika sind in diesem Jahr mehr als 30 Bomben explodiert, bei denen acht Menschen ums Leben kamen. In Kapstadt gingen in den letzten beiden Wochen eine ganze Reihe von Haftminen in die Luft. Mit der gestrigen Explosion ist erst zum zweiten Mal eine Autobombe mit ungleich größerer Sprengkraft als Minen in Südafrika gezündet worden. Bei der ersten derartigen Explosion Ende Mai vor dem Amtsgericht in Johannesburg kamen vier Polizisten ums Leben. Es ist zu erwarten, daß der in Südafrika verbotene Afrikanische Nationalkongreß (ANC) Verantwortung für die jüngste Explosion übernehmen wird. Der ANC führt schon seit Anfang der sechziger Jahre einen bewaffneten Kampf gegen das südafrikanische Apartheid–Regime. ANC–Führer betonten in letzter Zeit, daß sie diesen Kampf intensivieren wollen. Der zunehmende Einsatz massiver Autobomben ist wohl ein Zeichen dafür.

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