Scheinangebot

■ Reagans „Friedensplan“ für Zentralamerika

Wer soll einen solchen Friedensplan denn ernst nehmen? Heute beginnt in Guatemala die Konferenz der fünf Staatspräsidenten Zentralamerikas, und gerade eineinhalb Tage zuvor geruht der große Kommunikator in Washington, die monatelangen mühevollen Friedensverhandlungen der Lateinamerikaner (einschließlich der Contadora–Staaten) wieder durcheinander zu wirbeln. Ende Juni war der Präsidententreff schon einmal verschoben worden - angeblich wegen mangelnder Vorbereitung. Jetzt, nach mehreren Außenministertreffen, ist es wieder soweit - da läßt Reagan in bekannter Arroganz der Macht seine Ideen (nicht etwa den Wortlaut) eines eigenen „Friedensplans“ verbreiten. Die betroffenen Regierungen dürfen sich aus der Presse informieren, das Scheitern des Gipfels in Guatemala ist vorprogrammiert. Der Inhalt des Reagan–Plans stammt zudem aus der Mottenkiste: Schon einmal, vor zwei Jahren, bot der US–Präsident an, die Contra–Hilfe für ein paar Monate auszusetzten. Damals sollte die Regierung Nicaraguas als Vorbedingung Verhandlungen mit der Contra aufnehmen. Das Ziel: Reagan wollte den US–Kongreß davon überzeugen, die Finanzsperre für die Contra aufzuheben. Ein Scheinangebot - mit unannehmbaren Vorleistungen für Nicaragua - sollte den Abgeordneten die Uneinsichtigkeit der Sandinisten vor Augen führen. Auch diesmal lockt Reagan nicht einmal mit einer definitiven Einstellung der Contra–Hilfe - vorerst bietet er lediglich eine Verzögerung der Regierungsgelder an. Wie lange aber die Contra auch ohne vom Kongreß genehmigte Gelder weitermorden kann, hat ihre verdeckte Finanzierung durch „Irangate“ gezeigt. Michael Rediske